Freitag, 31. Dezember 2010

Zäune. Päwesin und Bragow, Brandenburg

1Zaun Paewesin 311210

2Zaun Paewesin 311210

3Zaun Bragow 311210



der commons upload wizzard ist eine großartige neuerung. nach fast zwei jahren frustpause macht es direkt wieder spass, bilder dort hochzuladen. und die einbindung in webseiten klappt auch super und einfach. danke!!

Sonntag, 3. Oktober 2010

ein wikipedia-artikel kostet tausend euro

der trend geht wohl doch zur lohnschreiberei. nachdem southpark auf iberty darauf hingewiesen hat, dass wikipedia demnächst autoren bezahlen muss, und auch der neue ehrenamtliche qualitätsreferent von wikimedia deutschland achim raschka ebenfalls auf iberty jedenfalls für zentrale lemmata bezahlte artikel als qualitätssteigerungsmaßnahme vorsieht, kommt mir eine teils krude "bilanz" von brummfuss in die finger, aus der sich etwas interessantes ergibt: ein bezahlter wikipedia-artikel kostet etwa 1000 euro.

zwar ist zu berücksichtigen, dass viele, wenn nicht sogar alle der zedler-wettbewerbsbeiträge in 2009, auch ohne den wettbewerb für die wikipedia verfasst worden wären (fast alle teilnehmer die überhaupt ein wettbewerbsgerechtes format abgeliefert hatten, waren wikipedianer). wenn auch vielleicht nicht jetzt und nicht ganz so akribisch. insofern darf man der zedler-medaille durchaus einen gewissen motivationswert zuerkennen, dessen kosten sich auf besagte rund 950 euro belaufen.

ähnliches gilt für die artikel, die im rahmen des nawaro-projektes entstanden sind: kosten von etwas über 1100 euro pro artikel. soweit ich weiss sind die autoren fast alle altgediente wikipedianer.

hier geht es jedoch noch um mehr oder weniger selbstgewählte lemmata. die von achim angesprochenen zentralen lemmata (ich denke da an sowas wie mensch, leben, liebe, wahrheit, asien, mittelalter) dürften vermutlich für diesen preis nicht zu haben sein, da der kenntnis- und rechercheaufwand bei weitem höher liegt als bei einem dezentraleren lemma. für letztere (also sowas wie einzelne biol. arten, biographien, einzelne werke der kunst) erscheinen mir die 1000 euro realistisch.

vermutlich findet lohnschreiberei auch jetzt schon statt, allerdings dürfte das eher im bereich firmendarstellungen und aspirierende b-promis ablaufen. preise leider unbekannt. (erfahrungen aus der arbeit im support team deuten allerdings auf prekäre praktikanten hin).


ich schreibe wie siegmund freud, karl marx und ildiko von kürthy

jedenfalls über ausstellungen von taryin simon.

die faz hat einen neuen stiltest herausgebracht. das ist fast so gut wie der gedichtegenerator. habe sofort den letzten blogpost über die ausstellung im frankfurter mmk dort eingespeist (samt aller zwischenüberschriften usw.) - und siehe da: siegmund freud.

ein zweiter versuch mit meinem zitronenpressen-artikel: karl marx.

zu guter letzt ein älterer blogpost aus 2006: ildiko von kürthy.

hm. ich glaube das tool ist noch nicht ganz ausgereift.

Sonntag, 26. September 2010

republication: Frankfurt, Museum für Moderne Kunst (MMK) – An American Index of the Hidden and Unfamiliar

* grandios

im detail:
**einführung:sehr nobel. einführende worte von salman rushdie. wandfüllend und weiß auf schwarz im ersten raum der ausstellung.
**benutzerführung:elaboriert. nicht nur saalzettel, sondern eine ganze zeitung für jeden besucher. darin sind auf vier großformatigen doppelseiten die erklärungstexte zu den gezeigten photographien abgedruckt. cleverer weise wurden die bilder dazu durchnummeriert - eine reihenfolge, an die sich die hängung allerdings nicht hält. der offensichtlich gewünschte effekt: vor das bild treten - sehen - denken - dann den sehr klein gedruckten text an der wand daneben lesen, funktioniert also auch mit der zeitung in der hand: bild sehen - rätseln - katalognummer entziffern - in der zeitung nach dem text suchen. die ästhetik und oft fast abstrakte inszenierung der photos wird damit nicht vom erstaunen über das sujet, von vorgeprägtem, angelesenem, überlagert.
**aufstellung/hängung:überlegt. offensichtlich fein austarierte und der raumfolge angepasste mischung. dass einige motive dadurch in den bilderkisten bleiben mussten ist schade aber nachvollziehbar (und wird durch den feinen katalog ausgeglichen)
**umfang:2 bis 3 stunden kann man gut verbringen, wenn man sich die mühe macht, die texte gründlich zu lesen, was aber keine mühe macht, denn die texte sind spannend, erhellend und gut formuliert.
**inhalte:von der kunstsammlung der CIA, über schwarzbären im winterschlaf bis zur zentrale des ku-klux-klan. photos von orten, menschen und situationen, die man normalerweise nicht oder nicht so sieht. wobei das versteckte manchmal auch das übersehene ist.
**hintergründe: die photographin taryn simon photographierte über vier jahre an orten des modernen amerika, die der gesellschaft zwar hintergründig bewusst, aber normalerweise unzugänglich sind. großformatige abzüge zeigen die sorgfältig aber minimalistisch in szene gesetzten motive. jede photographie wird von einem von der künsterlin verfassten, in sprödem ton gehaltenen text begleitet.
**architektur: die sehr präsente architektur des MMK beherrschte die ausstellung auf angenehme weise gar nicht. weiße wände.
**extras: saalzettel ("zeitung"), sorgfältig gestalteter, leinengebundener katalog.
**homepage: www.mmk-frankfurt.de
**fazit: must see. wiederkommen nicht ausgeschlossen.


zuerst veröffentlicht hier am 14.10.2007

republication: Hamburg, Kunsthalle. Mahjong

* grandios

im detail:
**einführung:inclusiver adioguide vergriffen, minikatalog (kleines rotes maobible-artiges büchlein) sagt nur was zu den einzelnen sälen, leicht verstörende installation in der eingangshalle und video im lift dienen aber als passende einführung
**benutzerführung: exzellent. der benutzer wird kompetent in den dritten stock verfrachtet, von wo man, im uhrzeigersinn gehend, die ausstellung über drei stockerke in einer planvollen abfolge erlebt. die mahjong-bibel erweist sich dabei als sehr nützlich - ohne den audioguide (wie so oft *seufz*) keine weiteren erklärungen in den sälen.
**aufstellung/hängung: sehr sehr gut. am anfang die üblichen roten wände, die in einer china ausstellung endlich mal wirklich eine berechtigung haben, später abgewandelt zu lila und orange, später, je moderner desto white cube. geschickte platzierung von skulpturen und videokunst. sogwirkung.
**umfang: 2,5 bis 3 stunden
**inhalte: von mao bis heute. differenzierte darstellung der chinesichen kunstrichtungen seit den 1970ern bis heute. zu fremd um kompetente worte darüber verlieren zu können. beeindruckend, verstörend, schön.
**hintergründe:sammlung chinesischer gegenwartskunst des ringier-vizes uli sigg.
**architektur: n.a.
**extras: mahjong-bibel.
**homepage: www.hamburger-kunsthalle.de
**fazit: oh wow.


zuerst hier veröffentlicht am 20.02.2007


Sonntag, 5. September 2010

womit habe ich das verdient?


photo: gewoonbob, CC 2.0

kurzes update in sachen kachingle:

im august habe ich an 11 seiten durchschnittlich 45 cent ausgeschüttet. mein eigener kachingle-kontostand hat sich auf 2,92 dollar erhöht, davon 1,85 dollar aus dem august. ich nähere mich meiner ersten auszahlung...und den berühmten kaffee bei starbucks kann ich mir damit auch schon bald leisten :-)

schwierig daran könnte allerdings werden, dass der starbucks in der nähe hier gerade aufgegeben hat. an seiner stelle hat das kochhaus neu eröffnet. das leicht merkwürdige konzept: angeboten werden jeweils 20 verschiedene rezepte inklusive zutaten. was sich merkwürdig liest, überzeugte beim anschauen: es handelt sich durchweg um interessante aber einfach zuzubereitende gerichte, die setpreise für je 2,4, oder 6 personen sind ok, die angebotenen zutaten von hoher qualität, das ganze überaus ästhetisch dargeboten. da es auch noch kaffee und ein paar tische gibt, hoffe ich, dass der laden lange genug überlebt, dass wir einige der rezepte ausprobieren können...

blumenzwiebelmerkhilfe




vom berliner staudenmarkt heute neu gepflanzt: 5x Tulipa Violacea (purpurrote wildtulpe), 5x Tulipa Bright Gem (orange Wildtulpe), 5x Narcissus Salome, 5x Narcissus Mount Hood

zwischendurch gepflanzt: weiße Hyazinthen aus den Hyazinthengläsern

letztes jahr gepflanzt (soweit ich mich erinnere, bzw. mit hilfe von tulpenfeld rekonstruiert habe): Tulipa Tarda (kleine, gelbe, mehrblütige Wildtulpe), Botanische Tulpen Preastans Fuselier (kleine, leuchtend zinnoberrote Tulpen), Lilienblütige Tulpen Ballerina (groß, hellorange), andere dunkelrote Wildtulpen, 1 Sack gemischte große Narzissen aus England

vorletztes Jahr gepflanzt: Krokusse, Tete-a-Tete-Narzissen, große gelbe Osterglocken, hohe einfache späte gelbe Tulpen, Frühe Tulpen Rotkäppchen

Donnerstag, 12. August 2010

wikipedia muss autoren nicht bezahlen

wie southpark das in einem aktuellen rant auf iberty fordert.

es würde schon reichen, wenn wikimedia die gelder, die ohnehin bereits aufgrund gesetzlicher lizenzen an die vg wort gezahlt werden, von dort einfordern und an die autoren weiterleiten würde. eine entsprechende ermächtigung unterschreibe ich gerne.

bitte löst das METIS-problem!

versuche von hauptautoren, einzelne wikipediaartikel bei der vg wort für die METIS-sonderausschüttungen anzumelden, scheiterten bisher daran, dass die VG Wort behauptet, die domain der wp sei dort bereits gelistet, weitere meldungen seien nicht möglich. das kann nichts anderes heissen, als dass hier irgendjemand die gelder, die wp-autoren zustehen, kassiert.

aus zuverlässigen ((kreisen)) weiss ich, dass diese gelder nicht bei wikimedia eingegangen sind. wo aber dann? irgendjemand paddelt hier auf kosten der wp-autoren durch seinen geldspeicher...

Montag, 9. August 2010

republication: Frankfurt, Deutsches Architekturmuseum. Resopal.

* wenn man sowieso in der nähe ist

im detail:
**einführung:
schwer zu finden, wenn man das falsche treppenhaus benutzt hat und am anderen ende der ausstellung den saal betritt. wenn mans gefunden hat, bringt es einem aber auch nur so mittelviel.
**benutzerführung: eher keine
**aufstellung/hängung: ambitioniert, aber etwas überladen, viele eher funktionslose resopalschnipsel, dafür die texttafeln schlecht zu finden und nicht besonders gut zu lesen
**umfang: 45 min maximal
**inhalte: resopal als werkstoff, in verschiedenen funktionen, oberflächlichkeit versus authentizität. fragen der trans-sensualität.
**hintergründe:firmengeschichte der resopalproduzenten
**architektur: n.a.
**extras: n. a.
**homepage: www.dam-online.de
**fazit: interessanter als gar keine resopal-ausstellung. aber man hätte für den gewöhnlichen besucher so viel mehr daraus machen können.

ursprünglich hier veröffentlicht im feburar 2007

republication: Frankfurt, Museum für Kommunikation. Pong Mythos

* wenn man sowieso in der nähe ist

im detail:
**einführung: kurz aber ok, nicht besonders leserlich.
**benutzerführung: schlecht. alles stand mehr oder weniger einfach irgendwie herum, es ergab sich keine gewollte oder irgendwie aussagekräftige abfolge. die wenigen texttafeln wirkten ebenso willkürlich verteilt.
**aufstellung/hängung: hätte sehr viel besser sein können. man merkte deutlich die "wanderausstellung". die verschiedenen objekte und stationen schienen weder zueinander noch zum raum in irgendeinem bezug zu stehen.
**umfang:klein. 45 minuten mit ausgiebigem spielen.
**inhalte:das erste computer- bzw. videospiel und seine (direkten und indirekten) folgen bis heute. entsprechend des titels "mythos" war relativ viel kunst oder künstlerische auseinandersetzung mit pong dabei, manchmal mehr, manchmal weniger gelungen. die historische entwicklung kam daneben ein wenig kurz. aber viel kurioses wie z.b. pong mit kakerlaken oder ein rein mechanisches pong...
**hintergründe: pong wird dieses jahr 25.
**architektur:n.a.
**extras: spielen!!! bis auf die "painstation", die ich leider kaputt gemacht habe, bevor sie jemand ausprobieren konnte, durfte jeder überall selbst den balken schieben und den ball schlagen. sehr vergnüglich...
**homepage: www.pong-mythos.net
**fazit: viel pong, wenig ausstellung.


zuerst hier veröffentlicht im januar 2007

Sonntag, 1. August 2010

Kunstbastion, Zitadelle Spandau. Entdeckungen. Schwaan und die Landschaftsmaler


franz bunke: schwaan

* einen besuch wert

im detail:
**einführung: erstmals ausserhalb mecklenburgs wird in der kunstbastion der spandauer zitadelle eine werkauswahl der schwaaner künstlerkolonie gezeigt.
**benutzerführung: zu jedem künstler bietet die ausstellung einen biographischen abriss und eine knappe stilistische einordnung seines werkes. der ort schwaan wird ebenfalls vorgestellt.
**aufstellung/hängung: die zeichnungen, aquarelle und gemälde hängen in loser folge, vage thematisch, jedoch nicht nach künstlern oder chronologisch geordnet, vor den unverputzten backsteinwänden in den gewölben der bastion. der grobe hintergrund lässt die werke feiner und zarter wirken als dies vor der klassischen weissen museumswand der fall wäre.
**umfang: die ausstellung umfasst schätzungsweise 70 werke, die man in 45 minuten gut würdigen kann
**inhalte: gezeigt werden werke von franz bunke, rudolf bartels, peter paul draewing und alfred heinsohn. die werke von bunke, der die kolonie ins leben gerufen hatte, beanspruchen den größten raum, sind jedoch am wenigsten interessant: handwerklich gekonnt, im übrigen aber wenig originelle, fast maniriert wirkende genre und landschaftsszenen, gerne auch im großen format. eine offenbarung sind die gemälde von bartels und heinsohn. beide nahe an der klassischen moderne und auf dem weg zur abstraktion, bartels dabei noch konsequenter mit krass farbigen, flächig wirkenden landschaften und stillleben. diese gemälde könnte man fast mit ausgeschnittenem tonpapier nachbilden. von beiden hätte ich gerne mehr gesehen. heinsohn hat es eher mit kleineren formaten, die einzelnen pinselstriche rollen sich zu bergen, bäumen und wolken zusammen.
**hintergründe: um 1880 entstand in dem kleinen mecklenburgischen ort schwaan eine künsterkolonie, gegründet von einer gruppe von künstlern, die zumeist aus dem ort oder seiner unmittelbaren umgebung stammten und in weimar studiert hatten. die künsterkolonie hatte bis zum 1. weltkrieg bestand und ermöglichte gemeinsame ausflüge in die natur, den austausch vor ort und gemeinsame ausstellungen. zu künstlerischen manifesten der gruppe kam es jedoch nicht.
**architektur: neben der durch die räume der bastion vorgegebene räumliche struktur gibt es keine besondere ausstellungsarchitektur.
**extras: wieder draussen sonnnen wir uns auf dem innenhof der festung. eine gruppe sonnenbebrillter berliner schreitet auf die kunstbastion zu. "halt" ruft die frau "da ist die kunstausstellung drin". die gruppe dreht ab.
**homepage: http://www.zitadelle-spandau.de/Kunstausstellungen___/kunstausstellungen___.html
**fazit: überraschende feine ausstellung, die ich an diesem ort nicht erwartet hätte.

republication: Meldorf, Landwirtschaftsmuseum Schleswig-Holstein, Dauerausstellung

* einen besuch wert

im detail:
**einführung:jeweils zu den verschiedenen abteilungen
**benutzerführung: stark verbesserbar, aber nicht uncharmant: man wandelt weitgehend ungestört durch eine grosse halle, in der die dinge scheinbar einfach so herumstehen. erklärende tafeln sind knapp und im design dem eröffnungsjahr des museums (1986) stark verhaftet. für den wohlwollenden besucher ist das absolut ausreichend und selbst schon museal attraktiv. vieles ist in seiner funktionsweise heute kaum noch zu verstehen (warum pflügt man eigentlich, was passiert da, was bringt es...das scheint 1986 noch um einiges selbstverständlicher gewesen zu sein), einen konsumtrotteligeren museumsbesucher, der weniger aktiv als passiv nach unterhaltung strebt macht die gestaltung der ausstellung wohl nur an sehr verregneten hochsommertagen glücklich.
**aufstellung/hängung: siehe oben...erfreulicherweise kann man an alle gerätschaften dich dran, viele strahlen eine eigene monströse designschönheit in den zarten farben der 30er bos 50 er jahre aus, noch älteres hölzernes und schmiedeeisernes gerät wirkt geradezu ornamental. unschön sind jedoch vitrinen mit 20 jährigen landwirtschaftlichen produkten, die nicht nur inziwschen jede farbe verloren haben, sondern auch sonst vollkommen ununterscheidbar sind. gelungen dagegen die "eingebauten" werkstätten und wohnhäuser von handwerkern und bauern.
**umfang: gross. schätzungsweise zwei stunden bei gemütlichem schlendern ohne eingehende analyse jedes einzelnen pflugs.
**inhalte:geschichte der technik und der lebens- und arbeitsweise in der landwirtschaft in schleswig-holstein.
**architektur:grossgeratene scheune (im winter kalt!!)
**extras: modelle von pferdegebissen verschiedener lebensalter (gegen die rosstäuscher). southpark ist demzufolge, wäre er ein pferd, 2,5 jahre. museumsshop mit gestickten kissen etc. nettes personal, das die besucher wirklich bis zur schliessung in der ausstellung herumstromern lässt.
**homepage: leider ein wenig veraltet. www.landwirtschaftsmuseum-schleswig-holstein.de
**fazit:mähdrescher im dornröschenschlaf. als museumsmuseum ein juwel. im sinne grösstmöglicher vermittlungserfolge trotzdem mal behutsam updaten?


ursprünglich hier veröffentlicht im januar 2007

republication: Frankfurt, Städel. Gärten. Ordnung, Inspiration, Glück


* einen besuch wert

im detail:
**einführung:leider in textform bis auf nette, aber etwas zusammenhanglose zitate an den wänden, keine. immerhin gibt es eine extra angefertigte installation aus lackierten metallblumen an der decke, die auch bis in den vorraum wuchern, wo man durch eine grasgrüne museumsshop-dependence eingestimmt wird.
**benutzerführung: deutliche wegweiser zu den beiden ausstellungsteilen, das weitere ergibt sich durch die ausstellungsarchitektur. jeder besucher bekommt einen kostenlosen minikatalog, der zwar wenig als führer taugt, dafür einen besonders cleveren saalplan enthält.
**aufstellung/hängung: grandios. grasgrüne einbauten an eingang und treppenhaus. die ausstellung selbst ist durch seitliche zotten und raumhohe kuben in zahlreiche kleinräume, durchgänge und nischen gegliedert. sichtlininen von zentralen punkten aus ermöglichen die focussierung auf einzelne werke. grundfarbe der wände ist leberbwurstgrau, von dem sich gelbe, blaue und grüne nischen auffällig absetzen.
**umfang:die ausstellung umfasst über 200 werke, zwei stunden ist man mindestend unterwegs.
**inhalte:leider nicht ganz klar. thema ist der garten als motiv, wobei damit der garten als eher privater, eingeschlossener raum gemeint ist. parks werden nicht oder nur am rande thematisiert. die ausstellung ist vage chronologisch organisiert, mit einer deutlichen lücke in der renaissance und dem paradiesgärtlein als einzigem vertreter des mittelalters. genauso fehlen moderne nach 1920 und gegenwartskunst (bis auf eine sehr ansprechende diaprojektion von fischli/weiss und die eingangs erwähnte metallblumeninstallation). leider findet keine thematische untergliederung innerhalb der ausstellung statt, so hätte es nahegelegen, die alten drucke des eichstätter florilegiums mit den zeichnungen merians, goethes', vielleicht auch denen von klee und beuys, jedenfalls aber mit den cynographien, salzdrucken und "naturselbstdrucken" (nein, kartoffelstempel gehören nicht dazu) zusammenzubringen. ein andere gruppierung hätte das weibliche im garten zum thema nehmen können - intime szenen des lesens, handarbeitens oder lustwandelns im garten. eher morbide gartenthemen (friedhöfe, ein innenhof im stil einer "gothic novel", ein tod mit gieskanne im gärtchen, ein tierfriedhof als scherenschnitt) böten sich ebenfalls an. dies alles leistet möglicherweise der katalog (noch nicht gelesen) - in der ausstellung selbst muss sich der besucher diese bezüge allerdings im kopf zusammensuchen, die hängung ermöglicht kaum erkenntnisse über eine aussage, die hinter dieser ausstellung stehen könnte.
dennoch lohnt ein besuch, weil hier exzellente werke bedeutender künstler gleich reihenweise, sowie einige nur selten zu bewundernde seltsamkeiten zu bewundern sind. ob es aber gar so vieler klees, beuys und liebermanns bedurft hat, von denen nur einzelne werke im zusammenhang wirklich aussagekräftig scheinen, bleibt fraglich. und auch die frage, ob man es goethes ungelenken naturstudien nicht besser hätte ersparen sollen, mit grandiosen noldes, schieles, monets & co in einem schau gezeigt zu werden, drängt sich dem betrachter geradezu auf. wenn dann noch gedörrte goethesche palmwedel ohne weitere kommentierung in einer vitrine lagern, ist die frankfurter goethehudelei mit dem städel in einer weise durchgegangen, wie es weimar nicht besser könnte.
**hintergründe: bleiben leider unbeackert.
**architektur:die ausstellung wird auf zwei ebenen im neubau des städel gezeigt. treppenhaus und deckendurchbruch sind schön in die ausstellungsarchitektur einbezogen.
**extras:
***kostenloser minikatalog mit saalplan und etwas schwurbeligen, eher beschreibend-interpretierenden texten zu den meisten gezeigten werken, gelegentlich findet sich auch tatsächlich und ad hoc nützliche information.
***beim zweiten besuch ermäßigt sich der eintritt (karte aufheben!)
***ermäßigter eintritt auch im palmengarten (karte sehr gut aufheben!)
**homepage: www.staedelmuseum.de/index.php?id=1276
**fazit:lohnt einen besuch, aber keine reise. die qualität der bilder spielt über konzeptuelle mängel hinweg.

ursrünglich hier veröffentlicht im november 2006



republication: Fokus auf Johannes Verspronck. Sonderausstellung Städel, Frankfurt am Main

* grandios

im detail:
**einführung: keine. die begegnung mit dem fokussierten bild spricht für sich.
**benutzerführung: das ist wie wikipedia zum anfassen. die ikonographie des bildes, seine provenienz, sowie die geschichte der restaurierung, sogar die hintergründe für eine neue rahmung des bildes werden asuführlich und detailliert erläutert. die erläuterungen hängen als kalenderartig aufklappbare blattbündel an den wänden, jedes stichwort bekommt so sein din a4 an wandfläche. was sonst in einem buch hintereinandergeschaltet verflacht, ist hier in voller breite im überlick erfassbar. post-it notizen und handgeschriebene deckblätter vermitteln dem besucher das gefühl, in den arbeitsunterlagen des museums wühlen zu dürfen.
natürlich ist die insenzierung unübersehbar - trotzdem eine extrem zugängliche und zugleich detailverliebte darstellung, dieein wenig an die todo-listen in der kaisermacherausstellung im historischen museum erinnert.
**aufstellung/hängung: das portrait der frau im sessel sowie die beiden vergleichswerke befinden sich auf olivgrünem grund in einer intimen nische, die sich aus der kreuzung verschiedener raumfolgen ergibt.
**umfang: drei werke. also schnell zu sehen. bis man sich durch alle informationen geblättert hat, kann man aber gut eine halbe stunde dort verbringen.
**inhalte: nach der befreiung vom patina-firniss des 19. jahrhunderts und der neu-rahmung in einem nach historischen vorbild geformten dunklen holzrahmen wird das gemälde von verspronck der öffentlichkeit präsentiert. es sind details über funktion und material der abgebildeten kleidung zu erfahren wie auch über die provenienz, insbesondere die sammlerfamilie leisler. die dokumentation der restaurierung entspricht üblichen standards, inclusive der immer faszinierenden vorher-nachher-effekte. besonders reizvoll ist die erläuterung der neurahmnung mit fotomontagen der verschiedenen rahmungen.
**hintergründe:n.a.
**architektur:n.a.
**extras:n.a.
**homepage: http://www.staedelmuseum.de/index.php?id=1273
**fazit: klein und sehr fein. angenehm unarroganter versuch, den besucher sich selbst von information erschlagen zu lassen.


usprünglich hier veröffentlicht im november 2006


Samstag, 31. Juli 2010

kachingle und flattr - erfahrungen und überlegungen

zwei monate bei kachingle - und noch kachingle ich mich hier (anomyerweise) ausschließlich selbst. das hat dazu geführt, dass von meinen zweimal 5 dollar mittlerweile knapp über 1 dollar auf meinem eigenen konto gelandet sind, bzw. landen werden, denn noch habe ich die mindestsumme für eine auszahlung (3,35) noch nicht erreicht. meine zahlungen an andere blogs sind von durchschnittlich 1,67 im juni auf 0,83 in juli gesunken, die 5 dollar verteilen sich inzwischen einfach auf deutlich mehr seiten.

die zahl der kachinglebaren seiten ist auf 290 gestiegen. das ist gar nichts im vergleich zu den vielen hundert flattr einladungen, die auf zahlreichen blogs in den letzten wochen wie warme semmeln weggegangen sind. ich halte kachingle weiterhin für das sinnvollere system, aus mehreren gründen: es ist einfach. es ist transparent. die vorgegebenen 5 dollar entheben mich jeder entscheidung darüber, was mir netzinhalte oder social payment im netz wert sind. die zahlungsströme sind in jeder richtung öffentlich einsehbar, es kann aber trotzdem anonym kachinglet werden. das medaillon (der button) lässt sich leicht in die eigenen seiten integrieren. ich muss das medaillon auf seiten, die ich unterstützen möchte, nur ein einziges mal anklicken. ich unterstütze eine ganze seite oder einen bestimmten autor, aber nicht einzelne blogpostings. meine wertschätzung richtet sich an ein projekt/blog als ganzes, und soll nicht einzelne inhalte belohnen, nur weil dort z.b. mein lieblingsfeind durch den kakao gezogen wurde. diverse mit kachingle zwischenzeitlich ausgetauschte mails haben mir außerdem gezeigt, dass die leute dort kompetent, hilfsbereit und noch dazu rund um die uhr ansprechbar sind.

trotzdem gibt es auch kritische aspekte, die sowohl für flattr als auch für kachingle gelten, insbesondere wenn man an skaleneffekte denkt und wenn man sich fragt, ob nicht andere "lohnendere" finanzierungmodelle sinnvoller wären. bei beiden systemen verflacht der effekt gerade für kleinere blogs stark sobald starke teilnehmer an den start gehen. bei 50.000 besuchen sind dann auch kleine beträge viel geld. nützliche gedanken hat sich zu diesen fragen andreas griess gemacht.

republication: Von Tizian bis Tiepolo. Sonderausstellung Städel Frankfurt am Main

* exzellent

im detail:
**einführung: wie so viele präsentiert sich auch diese ausstellung klatschmohnrot. am eingang verdeckt eine zurückgesetzt freistehende wand (auch dies eine derzeit oftgewählte eingangssituation) zunächst den blick in den kleineren saal, der die graphiksammlung zeigt. ein großer einführungstext zu beginn beleuchtet vor allem auch die geschichte dieses sammlungsbestandes, zur rolle venedigs, gerade auch im vergleich zu florenz, woe die zeichnung noch eine weitaus bedeutsamere rolle spielt. weitere überblickstexte zur renaissance und zum rokoko.
**benutzerführung: das farbkonzept rot für renaissance und lila für rokoko erleichtert die orientierung, der renaissance-eingangstext weist den besucher in die richtige richtung. ausführliche texttafeln zu jeder zeichnung machen audioguide oder saalzettel überflüssig und erschließen die teils interpretationsbedürftigen werke auf kluge weise. manchmal ein bisschen zu klug.
**aufstellung/hängung: sehr gelungen, spiegelfrei, die klatschmohnwände sind ein bisschen 2004, das lila dagegen fast gewagt, glaubhaft rokokoesk, wenn auch zum farbklang der graubraunen werke manchmal unpassend.
**umfang: in einer dreiviertelstunde gut zu durchschreiten, nur ein saal mit einigen vitrinen u. stellwänden
**inhalte: zeichnungen hauptsächlich des 16. und 18. jahrhunderts, darunter zahlreiche kompositions- und detailstudien. einiges von geradezu erschreckend moderner anmutung, erinnert an den ersten stahlrohrsessel, der eigentlich ein polstersessel ohne polsterung war.
**hintergründe:funktion der zeichnung zwischen entwurfsskizze und autonomem kunstwerk, kürzliche erforschung des zeichnungsbestandes im städel
**architektur: n.a.
**extras: keine
**homepage: www.staedelmuseum.de/index.php?id=1268
**fazit: überraschend geglückte kabinettausstellung ohne muffige archivanmutung


ursprünglich hier veröffentlicht im november 2006

republication: Mainz, Gutenberg-Museum, Dauerausstellung

* einen besuch wert



im detail:
**einführung:die einführung besteht in einem etwa 15 minuten langen schwarz-weissen puppenfilm aus den 50ern - nach dem ersten schrecken über sprechduktus und anklingendes weltbild ist es ein niedlicher, detailverliebt nachgebauter film, immerhin mit zeitlich passender musik unterlegt. direkt anschliessend gibt es im untergeschoss eine vorführung einer druckerpresse, die recht disneymässig daherkommt, sich ganz offensichtlich an amerikaner richtet und genau genommen eigentlich auch ganz niedlich ist.

leider gibt es sonst keine einführung - aus der eingangshalle des museums steigt man eine treppe nach oben, der kleine raumplan an der wand ist nur schwer zu deuten, da zwei stockwerke in einem grundriss dargestellt werden und dann steht man schon mitten drin in der ausstellung - und das nicht unbedingt an dem punkt, an dem im nachhinein gesehen der logische anfang wäre.

**benutzerführung:
findet nicht statt, lediglich in der abteilung zu gutenbergs biographie gab es laminierte saalzettel, sonst nur sparsame (aber gute) beschriftung in den vitrinen, keine einführungstexte, keine audioguides kein plan o.ä.

**aufstellung/hängung:
drucke und handschriften in angenehm ausgeleuchteten vitrinen, die B42 im begehbaren tresor, druckerpressen und anderes mobiliar stehen frei, auf den vitrinen liegen zahlreiche nachbildungen der gezeigten technischen mittel zum anfassen, sehr schön!

**umfang:grösser und verwinkelter als es zunächst den anschein hat sollte man mindestens 1,5 stunden einplanen, wenn man den einen oder anderen text auch lesen will, kann man auch gut einen tag dort verbringen (gibt auch ein cafe...)

**inhalte:
vermittelt werden soll die geschichte des druckens, und zwar nicht nur die geschichte gutenbergs, sonder n aus einer globalen sicht. das ist sehr anschaulich mit vielen exponaten, gerade aus asien. leider findet man diesen historisch weit zurückreichenden teil der ausstellung erst am ende, genau wie auch viele technische details der farbherstellung etc erst im hinteren teil präsentiert werden, nachdem man schon voller unkenntnis an einigen zig folianten vorbeigeschlendert ist.

lobenswerter weise widmet sich das museum auch modernen phänomenen des druckens, wie z.b. dem zeitungsdruck

**architektur: das museum befindet sich in dem historischen (rekonstruierten) haus zum kaiser, sowie einem modernen anbau - von innen bemerkt man die historischen räume des kaisers kaum, allerdings ist die fassade prächtig. ansonsten funktional aber unauffällig.

**homepage: hässliche unübersichtliche homepage: www.gutenberg-museum.de

**fazit: für jeden grad des interesses interessant, je nachdem wird man sich eine stunde oder mehrere tage dort aufhalten.


urspünglich hier veröffentlicht im juli 2006

republication: Darmstadt, Museum Künstlerkolonie, Dauerausstellung

* einen besuch wert, wenn man sowieso in der nähe ist

im detail:
**einführung:eine chronologie der künstlerkolonie mathildenhöhe und der restauration des gebäudes dient im foyer als einführung, ist allerdings leicht zu übersehen. einen einführenden text gibts leider nicht.
**benutzerführung: eigentlich findet keine echte benutzerführung statt - man betritt das kleine museum im mittleren von drei räumen, zur linken sind dann die früheren, rechts die späteren ausstellungen der künstlerkolonie thematisiert. intuitiv würde man wohl nach rechts gehen, wird jedoch von der netten aufseherin dann in den linken raum geschickt.
**aufstellung/hängung: erfreulich viele exponate stehen auf flachen sockeln und podesten frei im raum. es wurde versucht, die räumlichen dimensionen der wohnräume, für die die ausgestellten möbel, keramiken und metallgegenstände konzipiert waren, nachzuempfinden. modelle bilden die siedlung in verschiedenen entwicklungsstufen ab.
**umfang:das museum ist eher klein und in 45 min kann man es gründlich betrachten. allerdings lohnt es nur im zusammenspiel mit den erhaltenen gebäuden ringsum, so dass man sich für einen besuch der mathildenhöhe insgesamt mind. 3 h zeit nehmen sollte.
**inhalte:die geschichte der künstlerkolonie mathildenhöhe, themen und bedingungen ihrer ausstellungen, aber auch das werk der beteiligten künstler sind thema dieses museums. ausgestellt werden vorwiegend einrichtungsgegenstände aus den künstlerhäusern und nach entwürfen der mathildenhöhen-künstlern produzierte gebrauchsgegenstände. jeder künstler wird kurz biographisch und mit seinem werk vorgestellt. leider wird die mathildenhöhe kaum im kontext ihrer zeit verankert. man würde auch gerne mehr über die nachnutzung der gebäude und die fortsetzung der bebauung nach dem ende der kolonie erfahren. so befindet sich am fusse des platanenhains ein wohnheimgebäude von ernst neufert aus den 50ern, das, vorbildlich restauriert, deutliche bauhauszitate aufweist (balkone, fensterrhythmus etc).
**hintergründe:leider geht die ausstellung an keine stelle wirklich in die tiefe. hier böten sich details zum stil, den verwendeten materialien, aber auch zu den politischen und wirtschaftlichen verhältnissen an
**architektur:das museum befindet sich in der rekonstruktion des atelier-gebäudes von joseph maria olbrich aus den 1980ern. obwohl schon damals die nutzung als museum feststand, wurde auch im innern des gebäudes die ursprüngliche kleinteilige raumfolge zumindest angedeutet.
**extras: die aufseher holen auf nachfrage handschuhe und öffnen schranktüren und schubladen. gleich nebenan im shop kann man zahlreiche der ausgestellten gebrauchsgegenstände erwerben (geschirrtücher, gläser, leuchter, haarspangen etc). ausserdem sehr schöne tüten!
**homepage: www.mathildenhoehe.info
**fazit:beim besuch der künstlerkolonie mathildenhöhe sollteman das museum nicht auslassen. gerade die modelle erleichtern das verständnis der gesamtanlage ungemein. kleines aber feines museum mit freundlichen mitarbeitern.


ursprünglich veröffentlicht im Mai 2006 hier

die weisheit der vielen und das wissen des einzelnen



während der blaubeerkuchen bäckt, sitze ich auf der terasse und lese in dem buch "die weisheit der vielen" von james surowiecki, das mir eine linuxbegeisterte praktikantein einmal geschenkt hat. in den letzten wochen hatte ich mich schon bis seite 90 vorgearbeitet, teils amüsiert wegen der geschilderten beispiele, teils genervt, weil die deutsche übersetzung mich penetrant an die lektüre von "das bester aus reader's digest" erinnert, das meine großmutter als wc-lektüre bereithielt, als ich ein kind war. großäugig klebten deren sätze am amerikanischen original, pressten den englischen satzbau ungerührt in seltsame deutsche satzkonstruktionen und benutzten, lexikalisch wenig treffsicher, eigenartige worte, um im grunde banale sachverhalte wiederzugeben.

in seinem buch beschreibt surowiecki nicht nur die weisheit der vielen sondern auch deren grenzen, z.b. bei unkritischer übernahme von informationen. just im fraglichen kapitel ist auch der übersetzer, gerhard beckmann, in diese falle gegangen (s. 97):"dafür bietet eines der zuvor bereits erwähnten klassenzimmer-experimente einen interessanten beleg. es wurde von den ökonomen angela hung und cherles plott im rückgriff auf eine uralte übung entwickelt, in der schüler farbige kugeln von einer vase abzeichnen." vor meinem geistigen auge erscheint eine griechische vase mit kugeldeko, die von eifrigen schülern abgezeichnet werden. aber worin besteht nun das experiment?

das buch fährt fort "hier gab es nun zwei vasen. die vase a enthielt doppelt so viele weisse kugeln wie schwarze; bei vase b lag das verhältnis umgekehrt. zu beginn wählten die experimentatoren eine der beiden vasen aus, von der dann jeweils ein freiwilliger nach dem anderen eine kugel abzeichnete. die von allen teilnehmern am experiment zu beantwortende frage lautete: welche der beiden vasen hatte modell gestanden? als preis waren zwei dollar ausgesetzt." die spinnen die amerikaner, mag man denken, jedes schuljahr wieder (uraltes klassenzimmer-experiment) setzen sich die schüler vor vasen, entnehmen ihnen kugeln und zeichnen diese ab. danach wird geraten, aus welcher vase die kugel stammt. hääää? "den teilnehmern standen zur beantwortung dieser frage zwei informationsquellen zur verfügung. da war zunächst einmal die kugel, die jeder für sich vorher abgezeichnet hatte. hatte jemand eine weiße kugel abgezeichnet, stand es zwei zu eins, dass sie von vase a, hatte er eine schwarze gezeichnet, dass sie von vase b stammte."

dem übersetzer stand hier offensichtlich nur eine informationsquelle zur vefügung: ein schwachbrüstiges wörterbuch, das für das englische "to draw" nur die übersetzung "zeichnen" kennt. daraufhin wurde gerhard beckmann zum experimentator und griff auf die uralte übung zurück, sätze, die nicht passen, passend zu machen. so stehen hier plötzlich vasen modell und werden gemälde schwarzer kugeln verglichen.

für mich ein grund, das buch nun lieber ins regal zurückzustellen und auf weitere weisheiten zu verzichten. das glück ist ja ohnehin bei den dummen. da warte ich lieber auf die heutige zeichnung der lottozahlen.

Sonntag, 18. Juli 2010

kachingle und flattr - bestandsaufnahme und perspektiven

ein lesenswerter beitrag von jörg eisfeld-reschke auf ikosom.de

blog warming post

neues blog, neues glück.

die alten beiträge ziehe ich auch noch hierher um, dauert aber noch ein wenig.

grund des umzugs ist in wirklichkeit kachingle. zu bewundern rechts von hier. und eigentlich geht es mir nicht unbedingt darum, mit diesem blog geld zu verdienen, sondern eher darum, micrpayment-modelle für paid content im internet bekannter zu machen und auszuprobieren.

deshalb habe ich mich vor einigen wochen bei kachingle angemeldet. ein freund meinte dazu, so ein blöder name könne nur deutschen einfallen. aber weit gefehlt. kachingle ist ein kunstwort, gebildet aus "kaching!!" und "jingle". letzteres ist das mit den bells an weihnachten und "kaching!!" ist das, was amerikanische kinder rufen, wenn sie kaufmannsladen spielen und am ende kassiert wird.

kachingle wurde gegründet von cynthia typaldo (interview mit der kachingle-gründerin auf golem.de), einer netten älteren dame mit hund, und erfreut sich lustigerweise in deutschland ganz besonderer beliebtheit. neben dem hohen maß an gegenseitigem vertrauen in deutschland, dass auch für das besonders gute funktionieren von ebay hierzulande sorgt, dürfte die anhaltende debatte über refinanzierungsmöglichkeiten für internetinhalte ein grund sein. neben kachingle gibt es mit flattr sogar bereits ein konkurrenzprojekt, das zu beobachten sich ebenfalls lohnt.

die anmeldung bei kachingle geht mit der überweisung von 5 $ per paypal an kachingle einher, die sich danach monatlich wiederholen wird. blogs, die an kachingle teilnehmen und die ich unterstützen will, kann ich dort einmal auswählen. ein cookie misst von da an, wie oft ich die unterstützen blogs aufrufe und verteilt dann 85% meiner 5$ im verhältnis der seitenaufrufe an diese blogs.

und wenn man sich schon anmeldet, um andere zu unterstützen, liegt es natürlich nahe, sich auch selbst unterstützen zu lassen. einerseits sieht man dann, ob und wie es funktioniert, andererseits könnte ja sein, es gibt jemand, der gerne mitliest und mir ab und zu ein paar cent gönnt. gesagt getan, ab jetzt wurde es kompliziert - was nicht an kachingle lag. unter anderem aus gründen der einfachheit hatte ich mich für kachingle statt für flattr entschieden (fester betrag, kein ständiges anklicken einzelner beiträge).

allerdings stellte sich mein bloghoster als widget-misstrauisch heraus: das kachingle-medaillon, jetzt rechts zu bewundern, verwandelte sich nur in wirren codewelsh. einige emaildialoge mit den eifrigen kachingle-mitarbeitern später war klar: es muss ein anderer bloghost her, oder es wird nichts. damit es was wird, bin ich jetzt hier gelandet. ob und was es mir einbringt, wird berichtet werden. (btw. trotz nicht funktionierendem medaillon habe ich für den monat juni bereits 57 cent bekommen, ich vermute, das ist auf die textaktivitäten der kachingler zurückzuführen, den auf meinem blog, hat es bisher nie funktioniert).