wie jeden 5. eines monats fragt frau brüllen, was wir eigentlich alle den ganzen tag so machen.
gegen sechs wache ich auf und bin wach. der liebste schaltet mir das radio an. ich höre eine weile zu und stehe dann auf. im großen raum sind elf grad. ich öffne die terassentür, die terasse glitzert vor frost, es ist noch stockdunkel und sternklar. ich setze kaffee auf und heize den ofen an. als der kaffee halb durch ist, zweige ich zwei becher ab. die milchflasche ist auf der terasse angefroren, innerlich aber noch flüssig. mit den beiden kaffeebechern kehre ich zurück ins mollig warme schlafzimmer.
ich lese ein kapitel in bartetzkos illusionen in stein. stimmungsarchitektur im nationalsozialismus danach schlafe ich noch einmal bis gegen halb zehn.
die sonne scheint hell in den flur als ich aufstehe. die vereisten pflanzen glitzern in der sonne. ich gehe im nachthemd mit dem iphone
zum fotografieren raus, das telefon mag aber keine kälte und geht nach
ein paar bildern von selbst aus. also begebe ich mich unter die warme dusche. der liebste richtet das frühstück (roggenvollkornbrot, teewurst, cheddar, butter, honig, marmelade).
wir frühstücken und hören dabei einen katholischen gottesdienst im deutschlandfunk. ich suche für den liebsten den artikel aus der sonntagszeitung vom oktober, die ich gestern abend gelesen habe und in der ein direktvermarktungskonzept aus frankreich beschrieben wird, das so ziemlich genau das ist, wonach ich schon lange suche, und das es - natürlich - auch in berlin gibt (marktschwärmerei). nach dem frühstück lese ich den rest der oktober-zeitung.
mittags ziehe ich gartensachen an und ziehe mit schubkarre, werkzeugtasche und spaten richtung himbeeren. ich schneide die himbeersträucher ab und mache mich dann an den kompost. vier schubkarren kompost kriege ich zusammen, es reicht für die ganzen beerensträucher. auf dem kompostwall sind die beiden trockenen jahre deutlich zu merken. die oberen 40cm sind komplett unvergangenes, trockenes unkraut- und staudenstroh. ich schichte einiges davon um, um an die kompostschichten drunter zu kommen. zwischendrin eine kleine kaffeepause auf der terasse, der liebste reicht mir den kaffee heraus. aus neugier hebe ich mal das kompostsilo hoch. auch darin eine trockenkonserve unserer unkraut- und küchenabfälle. ich stülpe das silo wieder drüber und hole einige kannen wasser um den kompost etwas anzufeuchten. in der regentonne schwimmen kleine eisscheiben herum. ich fülle das silo mit halbvergangem vom kompostwall auf und schließe den deckel. dann ein neuer versuch mit fotos - in unserem klimaverwirrten garten zeigt sich nämlich schon die erste narzissenknopse und auch der flieder hat schon blütenknospen - dabei ist noch nicht mal von den schneeglöckchen etwas zu sehen. dem iphone ist es aber weiter zu kalt und es streikt nach zwei fotos, als ich gerade die ersten krokustriebe und knospen an der grasnelke entdecke.
wieder drinnen wärme ich mich am ofen bei kaffee und original wiener sachertorte auf - ein abschiedsgeschenk aus wien, sehr edel und fein. ich lese weiter in leonhards überfordertem frieden. das buch wird mich noch länger beschäftigen, seit dem sommer habe ich gerade mal 280 von 1280 seiten geschafft, aber es ist einfach zu dicht, um das schnell wegzulesen. danach nehme ich mir noch den mantelteil der sonntagszeitung von anfang november vor. alles es zu dämmern beginnt, packen wir zusammen und fahren gegen fünf ab.
zuhause angekommen ist überraschend die papiertonne geleert - ich nutze die gunst der stunde und entsorge größere mengen altpapier, schachteln und geschenkpapier, bevor unser büchertrödelnder nachbar die tonne wieder mit seinen restbeständen füllt. dann koche ich einen asiatischen fischtopf auf basis der gemüsebrühe, die noch im kühlschrank steht, mit kokosmilch, gelberüben, lauch, spitzkohl, champignons, ingwer, kurkuma, koriander, laksa-paste, ramen und kabeljau. lecker und nahrhaft.
nach dem essen bin ich überraschend platt. ich merke die ungewohnt viele frische luft und die kompostaktion. eigentlich wollte ich noch bügeln, aber ich mache mir klar, dass ich ja momentan nicht alles am sonntag erledigen muss, sondern genauso montags bügeln kann.
ich sinke in den sessel und gebe meine erste testbestellung bei der marktschwärmerei auf, eine schöne gemüsemischung von einem biohof in teltow, die ich dann übermorgen abend in der barbarossastraße abholen kann. bin schon gespannt, wie das da alles so ist. bis jetzt bin ich aber von der plattform und der auswahl dort, sowie von der unkomplizierten abwicklung sehr begeistert. jetzt werde ich noch ein wenig the crown streamen und vielleicht dabei stricken.
die anderen texte findet ihr wie immer hier