Dienstag, 31. Oktober 2023

zum Wiederfinden: Baked Beans aus dem Slow Cooker

Donnerstag, 26. Oktober 2023

Bildung

Ich bin zwischen die Fronten der Lerntheorien geraten. Einerseits vermittle ich meinen Studierenden gerade brav, wie Lernen "funktioniert" und arbeite die vorgesehenen neurowissenschaftlichen (3-Speichermodell des Gehirns, Proteinbiosynthese, Synapsen) und lernpsychologischen Theorien (Behaviourismus, operante Konditionierung, Konstruktivismus) ab. Andererseits

habe ich mich selbst als Akadmiestudentin in die Studierendenrolle begeben und hörte gestern überrasch einen vehementen Rant aus erziehungswissenschaftlicher Sicht gegen die ganzen Hirnforscher und ihre Fixierung auf das subjektlos entleibte Gehirn. "Man kann Lernen nicht lernen, so wie man auch Kochen nicht kochen kann" rantete der Dozent. Lernen als Kampfbegriff. "Alle reden nur noch von Lernen" und meinen damit einen neurobiologischen Vorgang. Der soziale Aspekt, die Frage nach dem Sinn von Bildung, das Normativitätsproblem, an denen sich die Bildungswissenschaft seit Jahren abarbeitet, wird von den Hirnforschern nicht nur schnöde ignoriert, sondern es ist ihnen auch noch gelungen, mit unterhaltsamen Darstellungen ein breites Publikum für sich einzunehmen, das die Bildungswissenschaft wohl einerseits auch gerne selbst bespielen würde, zugleich aber - für mich überraschend - elfenbeinturmig von oben herab betrachtet. Das ist deshalb so überraschend, weil ich zugleich seit Jahren nicht mehr so kurz hintereinander in verschiedenen Vorträgen Begriffe wie Arbeiterkind, Arbeiterjargon, Arbeitersoziolekt und Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse gehört habe. 

Erster Eindruck nach vier Wochen "Studium" der Bildungswissenschaft: die Bildungswissenschaftler haben einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex. Wir sind eine echte Wissenschaft! Mit Methoden, Theorien und allem was dazugehört, schreit es mir entgegen! Und: die Hirnforscher sind ungebildete, geschichtslose Gesellen, die das Volk mit eingefärbten Hirnscans verführen wollen zu glauben, mit dem Lernen wäre das alles irgendwie viel einfacher, als es die Fachwissenschaften über Jahrhunderte so behauptet haben. Und: denkt bloß nicht, ihr könntet künftig auf Pädagogen verzichten mit euren Synapsen, Lernapps und der ganzen KI!

Donnerstag, 5. Oktober 2023

was machst du eigentlich den ganzen tag ? 5. oktober 2023

als ich aufwache ist es kurz nach eins oder zwei. ich frage den liebsten, er sagt kurz vor fünf und sofort klingelt der wecker. es dauert bis viertel nach fünf, bis ich mich tatsächlich wach genug fühle aufzustehen. ich gehe ins bad und ziehe mich an, während der liebste frühstück richtet. müsli mit eigenen birnen und kaffee.

kurz nach sechs gieße ich mir noch einen schluck kaffee ein, der liebste fragt, ob ich nicht los muss, ja schon, aber nicht sofort, jedenfalls nicht ohne mehr kaffee.

ich breche auf und steige um 6:12 in die bahn. a. schreibt, sie sitzt im letzten wagen unten. ich höre deutschlandfunk übers handy. am umsteigebahnhof bringe ich mich in position und steige in der passenden letzten tür ein. a. hat uns einen vierersitz freigehalten. sie hat mir ein buch von jane gardam mitgebracht. der name kommt mir sofort bekannt vor, aber ich verwechsle es zuerst mit den büchern, die in minnesota spielen. ich scanne die liste der veröffentlichten werke und bleibe bei "the hollow land" hängen - das war tatsächlich eines der schöneren bücher, die ich in den letzten jahren gelesen habe.

kurz nach sieben sind wir da und machen uns zu fuß auf den weg. ich erzähle von der anbrechenden kultursaison, wenn die zeit der hamptons sich zum ende neigt. erwähne das lumpenpack-konzert nächste woche und hangle mich von da zu jason bartsch und dem steuerberatersong weiter.

vor ort angekommen, trennen sich unsere wege und ich mache mich ans werk. heute langer tag bis kurz nach halb fünf. als ich heraustrete nieselt es. nach wenigen metern beginnt es zu schütten. am bahnhof angekommen bin ich klatschnass und der zug ist weg. ich setze mich unter das bahnsteigdach bis die nächste bahn einfährt und versuche zu trocknen. unterwegs beantworte ich kontaktanfragen aus der fernuni und erkläre in der whatsappgruppe was meiner meinung nach der unterschied zwischen prozessbegriff und produktbegriff in bezug auf handlungs- und beobachtungsperspektive bedeutet. ich bin weiterhin sehr gespannt, auf jeden fall habe ich schon jetzt einige gelernt und kann zumindest so ungefähr pädagogik, erziehung(swissenschaft) und bildung voneinander abgrenzen. das ist doch auch was fürs leben.

als ich zuhause ankomme, bin ich immernoch komplett nass. ich ziehe mich um, der liebste hat tee, dazu gibt es kuchenreste von vorgestern. ich verziehe mich zum aufwärmen unter die bettdecke und sehe die folge babylon berlin von gestern zuende.

gegen halb acht ziehe ich mich nochmal an und fahre mit dem liebsten zu aspendos. ich esse einen klassischen döner, dazu türkischen tee. der mann an der kasse merkt an, dass wir ja schon länger nicht mehr da waren. stimmt.

wir fahren wieder nach hause und packen den koffer für morgen. dann dusche ich und mache es mir wieder unter der bettdecke gemütlich. wenn ich den blogpost gespeichert habe, vielleicht noch etwas fernsehen und dann bald schlafen.

die anderen tagebuchblogeinträge wie immer im blog von frau brüllen.