Montag, 7. August 2023

was machst du eigentlich den ganzen tag? 5. august 2023

 es ist wieder ein 5. des monats.

gegen 7 wache ich auf und suche auf dem handy nach der dlf-app. ich höre ein bisschen zu, dann stehe ich doch auf, gehe kurz ins bad und in das andere zimmer und schaue nach dem liebsten. er ist noch im tiefschlaf.

auf dem rückweg begegne ich meiner mutter. sie kocht kaffee und bringt mir einen becher. ich kann mich auf dem kaputten arm nicht aufstützen und sitze deshalb auf dem bett. sie sitzt gegenüber. migräne bricht aus. sie legt sich samt ibu wieder hin.

ich bin etwas besorgt, kann aber nichts tun. der liebste drückt mir zahnpasta aus der tube. ich mache katzenwäsche und ziehe die sachen von gestern an. der liebste zieht mir die strümpfe an und steckt die verschlüsse der ohrstecker auf.

meine mutter hat die migräne in die flucht geschlagen und wir frühstücken. ich möchte lieber unabhängig vom käsegebäck zur kirche gehen und das wetter ist trocken.

ich führe die übung einarmiges waschen mit dem waschlappen durch. am kleid muss ich noch das etikett abschneiden. es ist aus einheimischem holz (das kleid). ich ziehe das kleid an. der liebste macht das kleid zu und zieht mir blaue söckchen und die schuhe an, bindet die schleifen. mit der perlenkette ist das outfit komplett. die hochzeitstaugliche kurzhaarfriseur braucht keine weitere bearbeitung, ich verzichte auch auf mascara oder sonstiges - ich werde später sowieso zerfließen und mit einer hand lässt sich das alles nur schwer beheben.

der liebste hat die karte an das brautpaar geschrieben. thema: was sich bei uns durchs heiraten verändert hat. ich bin sehr gerührt, unterschreibe und zerfließe schon jetzt. wir schnüren die karte mit pinkfarbenem geschenkband an den karton mit der katzenbarbie, dann bereiten wir die zweite karte mit dem geldgeschenk vor.

ich sammle meine utensilien und die noten ein, während sich alle anderen umziehen. gegen 12:30 gehen der liebste und ich zu fuß durch die stadt zur kirche. es fühlt sich an, als gingen wir durch eine filmszenerie mit vielen komparsen, die einkaufende schweizer in der fußgängerzone darstellen müssen. die kirche ist noch zu, innen übt jemand orgel.

wir warten im schatten der bibliothek. eine mutter mit einem stapel büchern und mehreren kindern kommt heraus. "ich will ein buch, ein bu-huuch" jammert ein kleiner junge. "die sind viel zu schwer" "aber! ich! will! ein! buch!".

der familienchor trudelt ein, die kirche wird aufgeschlossen, die pfarrerin begrüßt uns mit handschlag. wir proben, klären tempo und entscheiden uns für angedeutetes metrum. ich bin wieder überrascht, wie flott das klingt, wie gut wir das metrum durchhalten, dass die töne sitzen. könnten wir jetzt noch ein, zwei stunden dran arbeiten, könnte das richtig chic werden, so wird es auch sehr schön, aber mehr von herzen als professionell, was ja heute auch besser passt.

der organist will nochmal proben, deshalb suchen wir uns sitzplätze und begrüßen dann draußen weitere eingetroffene verwandte. kurz vor zwei sitzen dann alle in den bänken, die kirche ist gut gefüllt.

aus einer box ertönen latino-rhythmen und ich ahne, das wird eine eher unkonventionelle trauung. es geht dann aber doch mit anklängen an den sommernachtstraum von der orgel los, während pfarrerin, trauzeugen und brautpaar einziehen.

die begrüßungsansprache der pfarrerin mündet fast ohne übergang in die predigt zum trauspruch "Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat; wir wollen uns freuen und fröhlich sein in ihm!". zur stärkung gibt es dann für brautpaar und pfarrerin erstmal ein glas cola. es folgen die traditionellen lesungen der badischen agende und anschließend singen wir "geh aus mein herz".

dann tragen die brautleute ihre selbst verfassten eheversprechen vor. wer noch nicht gemerkt hatte, wie seelenverwandt die beiden sind, begreift es spätestens jetzt. dann werden die ringe getauscht und de pfarrerin nimmt sich zeit für einen ausgebigen und leise nur für das paar gesprochenen segen.

anschließend singen wir unser "irish blessing" - auch hier wieder tränen im chor, bei den brautleuten und in den bankreihen. nach gebet und weiteren ankündigungen ziehen mrs und mr s'i feierlich aus.

gratulation, ein glas sekt, weitere verwandte begrüßen, dann gruppenfoto, irgendwie rast die zeit davon und dann gibt es schon abendessen. unser tisch erpuzzelt sich einen späten slot am büffet, was mir sehr lieb ist, so kann ich zwischendurch den arm etwas hochlegen.

das essen ist sensationell gut, und was ich besonders angenehm finde: es ist die sorte büffet, bei der einem das essen von serviceleuten auf den teller gelegt wird. so sieht alles schön aus und geht zügig voran. (zuerst salate, räucherfisch und vitello tonnato, später roastbeef, hähnchenbrust, spätzle und gemüse - ich bekomme das herrliche roastbeef in kleine stücke geschnitten).

es folgen ein paar ratespiele, die gäste diffundieren zwischen drinnen und draußen, es ist trocken und angenehm warm, dann nachtisch, torte und käse.

wir führen den rapunzelsomg auf, dann verlagert sich die feier ins obergeschoss, es gibt eine diashow, fotobox und brautwalzer, dann tanzen für alle. die jungen leute spielen bierpong mit apfelsaft und kickern. wir tanzen ein bisschen im einarmigen modus, das ist sehr schön.

um mitternacht stoßen wir mit a. auf ihren geburtstag an und singen nochmal kanon. gegen halb zwei brechen wir auf und gehen zu fuß zurück nach hause. die komparserie liegt in ihren schweizer betten, die stadt ist still und leer, es nieselt.

so ein schönes fest! der liebste hilft mir baim ausziehen und ich sinke in mein altes bett, was jetzt das gästebett ist.

die anderen tagebuchblogeinträge finden sich im blog von frau bruellen.