Sonntag, 9. Januar 2011
zum Wiederfinden: unvollständige Liste nützlicher Artikel zum Wikipedia-Jubiläum
* Wikipedia Comes of Age in: The Chronicle of Higher Education, 7.1.2011
* Schreiber des Wissens in: taz 8.1.2011
* In your face, brockhaus!, taz, 7.1.2011
* Was haben wir bei Wikipedia zu suchen? in: Welt am Sonntag, 9.1.2011
*We've seen America's vitriol. Now let's salute Wikipedia, a US pioneer of global civility. Timothy Garton Ash in guardian.co.uk, 12.1.2011
*Kurt Jansson: Der kurze Sommer der Anarchie. In: Spiegel online, 14.1.20111 (war der nicht schon vorher online?)
* Wikipedia mit Stand vom 16.8.2001
* Benutzer Logograph: Inside Wikipedia. In: Zeit, 13.1.2011 (fühle mich geehrt, in diesem sehr gelungenen Artikel werde ich sogar namentlich erwähnt!!)
* Vorsichtige Annäherung. In: Zeit, 13.1.2011
* Interview mt Benutzer maha: Wikipedia ist in einer Sackgasse. In: Zeit, 13.1.2011
* zusammenstellung englischsprachiger artikel zum thema bei sue gardner
Samstag, 8. Januar 2011
parfümfrei: es tut sich was in den regalen
wer hier schon vor dem umzug mitgelesen hat, weiss, dass es eines meiner anliegen ist, über parfümfreie produkte zu informieren. als duftstoffallergikerin wäre mir in der tat sehr geholfen, wenn es kosmetika, hygiene- und reinigungsprodukte in hoher qualität bzw. wirksamkeit jeweils auch in einer duftstofffreien variante gäbe, oder jedenfalls in einer variante, die auf besonders allergene duftstoffe, wie z.b. eichenmoos, verzichtet.
keine lust habe ich hingegen auf "hypersensible" oder "extrasanfte" produkte - schließlich will ich, dass meine wäsche blütensauber wird, mein geschirr keine streifen hat und das deo einen arbeitstag lang durchhält. wie viele andere duftstoffallergiker habe ich überhaupt kein problem mit wirksamen tensiden o.ä. - nur weil ich auf die duftstoffe verzichten muss, muss nicht auch gleich der ganze rest der inhaltsstoffe dran glauben!
genausowenig nützt es mir, wenn ein produkt "keine synthetischen duftstoffe" sondern ausschließlich "natürliche ätherische öle" oder "pflanzenextrakte", gerne auch aus kontrolliert biologischen anbau enthält. aus der allergikerperspektive sind "natürliche" duftstoffe nämlich oft die größeren übeltäter. einerseits lassen sich synthetische duftstoffe in der regel wesentlich zielgenauer dosieren und eher separat einsetzen als "natürliche" rohstoffe, die in wirklichkeit meist eine in ihren anteilen höchst schwankende kombination zahlreicher chemischer einzelsubstanzen sind, die jeweils unterschiedliche allergene darstellen. andererseits sind gerade ätherische öle ihrer biologischen funktion nach keine "sanften" substanzen, wie oft suggeriert wird, sondern dienen den pflanzen z.b. als schutz vor fressfeinden und haben eine hautreizende oder sogar insektizide wirkung. häufig in kosmetika verwendete ätherische öle sind z.b. linalool, geraniol und limonen, die alle ausgesprochene allergene sind.
aber genug des rant - eigentlich möchte ich nämlich von einer erfreulichen entwicklung berichten: die zahl der duftstofffreien produkte, die etwas taugen, nimmt gerade stark zu.
zwei aktuelle beispiele aus meinem täglichen gebrauch:
seit vielen jahren habe ich nach einer duftstofffreien seife/duschgel gesucht. erstaunlicherweise sehr lange sehr erfolglos. beholfen habe ich mir in den ersten jahren mit einer pflanzenölseife von einem seifensieder auf einem damals jährlich im elsass stattfindenden ökomarkt (eine stange seife reichte in etwa ein jahr). später habe ich auch auf anderen märkten sogenannte merseiller seife ohne parfüm entdeckt und in den letzten 2 oder 3 jahren hatte ich mich dann auf "Le Véritable Savon de Marseille Naturel", die in französischen Apotheken erhältlich ist, eingeschworen. Trotzdem ein gewisses logistisches Problem. Nun gibt es aber seit kurzem die "Ultra Sensitiv Duschcreme Jojoba" von alverde (eigenmarke von dm), ein duschgel, das farbstoff- und parfümfrei, sowie frei von konervierungsstoffen ist. obwohl es für "sehr sensible haut" ausgewiesen ist, hat es eine gute reinigungswirkung und ist deutlich weniger entfettend als die marseiller seife, was natürlich angenehm ist. der preis ist auch ok und vor allem bekomme ich es hier in berlin in jedem dm.
eine weitere entdeckung ist die hautcreme "Olaz Complete Tagescreme Sensitiv", ebenfalls in allen gängigen drogerien erhältlich, komplett parfümfrei, weder fettig noch zu labberig in der konsistenz und zum schnäppchenpreis von 5,95 pro tiegel. rein preislich kein vergleich zu der ebenfalls parfümfreien "Dramatically Different Moisturizing Lotion" von Clinique, die ich zuvor fast 20 jahre verwendet habe, und bei der die gleiche menge (50 ml) knapp 20 euro kostet. zugegeben, die ddml ist noch ein bisschen angenehmer in der anwendung, aber den vierfachen preis ist das dann doch nicht wert. die neue olaz-creme kommt zudem ohne jede hyper-sensi-medi-ultra anmutung aus...für mich ein zeichen der normalisierung parfümfreier produkte, über die ich mich tatsächlich freue.
Samstag, 1. Januar 2011
republication: Itzehoe: Wenzel-Hablik-Museum
* einen besuch wert
im detail:
**einführung: aufgefallen war uns schon vor längerem die braune hinweistafel an der autobahn, die auf ein museum in itzehoe hinwies, dessen namen wir beim fünften vorbeifahren schließlich entziffert hatten: wenzel hablik, ein name der mir so unbekannt war, wie die strichzeichnung auf der hinweistafel undechiffrierbar - was ist das für ein museum?? mittelalterlicher heiliger, dessen gebeine in itzehoe verwahrt werden? wikipedia hätte uns weiterhelfen können, wir entschieden uns, einfach mal hinzufahren. das navi kannte das wenzel-hablik-museum nicht, also ließen wir uns zum kreismuseum lotsen, in der hoffnung, dort werde man uns schon weiterhelfen können. ein kleiner stadtrundgang räumte mit unseren klischees vom 60er jahre betonklotz auf: itzehoe ist ganz nett. auch wenn man unbegreiflicherweise in den 70er jahren die störschleife, die die innenstadt umgab, mit vielen tonnen sand zugeschüttet hat. allerdings fand sich nirgends ein hinweis auf das museum. ein hilfsbereiter buchhändler riet uns, zum alten rathaus zu gehen, da sei das museum gegenüber. allerdings konnten wir auch das rathaus nicht finden. schließlich gaben wir klein bei und fragten in der städtischen touristeninformation nach. die freundliche dame wusste auf anhieb, dass es das museum gibt, mit nachschlagen in einer broschüre konnte sie uns dann auch sagen, wo es sich befindet (immerhin handelt es sich ja um eines von zwei museen in itzehoe).
*benutzerführung: die freundliche mitarbeiterin an der kasse entschuldigte sich zunächst, dass das erdgeschoss wegen der hängung einer sonderausstellung gerade nicht zu besichtigen sei, schickte uns dann eine treppe hinauf und merkte an, die dvd werde gleich noch neu gestartet. im obergeschoss konnten wir dann in aller ruhe unbewacht und als einzige besucher durch die räume stromern, eine festgelegte reihenfolge gibt es nicht.
**aufstellung/hängung: die ausstellung umfasst interieurs, gemälde und vitrinen. die anordnung vermittelt eine intime, fast wohnzimmerhafte atmosphäre. beeindruckend sind die nach alten mustern angefertigten teppichböden.
**umfang: die ausstellung selbst ist in 45 minuten leicht zu besichtigen, die sehr lohnende dvd dauert noch einmal etwa 25 minuten.
**inhalte: gezeigt werden kleinformatige zeichnungen futuristischer architektur, großformatige ölgemälde kosmischer konstellationen, die an 80er-jahre airbrush-technik erinnern, aber tatsächlich in grellem gelb und blau mit dem pinsel auf die leinwand gebracht wurden. kristalle, steine, schmetterlinge und käfer, die hablik sich für seine arbeit sammelte stehen auf und in dem stark von werkbund und spätem jugenstil beeinflussten mobiliar. vieles ist aussergewöhlich, aber zugleich schlicht und würde sich auch heute noch gut im eigenen wohnzimmer machen. portraitgemälde, silberschmuck, wandbehänge, fotos von den starkfarbigen an kandinsky erinnernden innenraumausmalungen, eigens entworfene kleidungssstücke zeigen die vielseitigkeit habliks. die von hablik entworfenen notgeldscheine zeugen von humor auch im angesicht einer ernsten lage. (und zeigen in abstrahierter form die wunderschöne, leider verlorene lage der stadt an der stör).
**hintergründe: wenzel hablik (1881-1934) war vordenker einer expressionistischen architektur. als handwerker und künstler war er bestrebt, seinem gesamten umfeld eine von kunst durchdrungene prägung zu geben, wie dies auch der deutsche werkbund seit 1907 propagierte. für hablik, der vor seiner ausbildung als künstler eine tischlerlehre absolviert hatte, stand neben der künstlerischen form gerade die handwerkliche qualität im vordergrund. er arbeitete eng mit seiner ehefrau elisabeth lindemann zusammen, die in ihrer handweberei viele seiner entwürfe umsetzte. die eigene künstlerische leistung von elisabeth lindemann, die mit der weberei wohl auch die familie ernährte, tritt dabei leider etwas in den hintergrund - auch sie war auf den ausstellungen des werkbundes mit ihrer weberei präsent.
**architektur: das wenzel-hablik-museum residiert in einem zurückhaltend sanierten alten bürgerhaus.
**extras: es gibt ein kleines museumscafe - für uns gab es dort aber (um 16 uhr nachmittags) leider keinen kaffee mehr - die maschine war schon gereinigt worden und sollte nicht mehr gestartet werden. schade. hier könnten sich die sonst sehr zuvorkommenden mitarbeiter noch besser absprechen: die kaffeemaschine bleibt an, solange noch besucher durch das obergeschoss wandeln!!
**homepage: www.wenzel-hablik.de
**fazit:es ist beeindruckend zu sehen, wie in einer kleinen provinzstadt das talent eines derart eigenständigen künstlers von aufgeschlossenen und mutigen bürgern erkannt und gefördert wurde. derselben haltung ist es zu verdanken, dass heute das museum existiert, das den nachlass habliks verwahrt, der von seinen töchtern in eine stiftung eingebracht worden war. die stadt itzehoe erscheint zwar auf der liste der sponsoren des museums - es gäbe jedoch noch die eine oder andere möglichkeit, wie stadt und museum von diesem kleinen juwel profitieren könnten. das braune schild an der autobahn kann nur ein anfang sein.
ursprünglich hier veröffentlicht im märz 2008.
im detail:
**einführung: aufgefallen war uns schon vor längerem die braune hinweistafel an der autobahn, die auf ein museum in itzehoe hinwies, dessen namen wir beim fünften vorbeifahren schließlich entziffert hatten: wenzel hablik, ein name der mir so unbekannt war, wie die strichzeichnung auf der hinweistafel undechiffrierbar - was ist das für ein museum?? mittelalterlicher heiliger, dessen gebeine in itzehoe verwahrt werden? wikipedia hätte uns weiterhelfen können, wir entschieden uns, einfach mal hinzufahren. das navi kannte das wenzel-hablik-museum nicht, also ließen wir uns zum kreismuseum lotsen, in der hoffnung, dort werde man uns schon weiterhelfen können. ein kleiner stadtrundgang räumte mit unseren klischees vom 60er jahre betonklotz auf: itzehoe ist ganz nett. auch wenn man unbegreiflicherweise in den 70er jahren die störschleife, die die innenstadt umgab, mit vielen tonnen sand zugeschüttet hat. allerdings fand sich nirgends ein hinweis auf das museum. ein hilfsbereiter buchhändler riet uns, zum alten rathaus zu gehen, da sei das museum gegenüber. allerdings konnten wir auch das rathaus nicht finden. schließlich gaben wir klein bei und fragten in der städtischen touristeninformation nach. die freundliche dame wusste auf anhieb, dass es das museum gibt, mit nachschlagen in einer broschüre konnte sie uns dann auch sagen, wo es sich befindet (immerhin handelt es sich ja um eines von zwei museen in itzehoe).
*benutzerführung: die freundliche mitarbeiterin an der kasse entschuldigte sich zunächst, dass das erdgeschoss wegen der hängung einer sonderausstellung gerade nicht zu besichtigen sei, schickte uns dann eine treppe hinauf und merkte an, die dvd werde gleich noch neu gestartet. im obergeschoss konnten wir dann in aller ruhe unbewacht und als einzige besucher durch die räume stromern, eine festgelegte reihenfolge gibt es nicht.
**aufstellung/hängung: die ausstellung umfasst interieurs, gemälde und vitrinen. die anordnung vermittelt eine intime, fast wohnzimmerhafte atmosphäre. beeindruckend sind die nach alten mustern angefertigten teppichböden.
**umfang: die ausstellung selbst ist in 45 minuten leicht zu besichtigen, die sehr lohnende dvd dauert noch einmal etwa 25 minuten.
**inhalte: gezeigt werden kleinformatige zeichnungen futuristischer architektur, großformatige ölgemälde kosmischer konstellationen, die an 80er-jahre airbrush-technik erinnern, aber tatsächlich in grellem gelb und blau mit dem pinsel auf die leinwand gebracht wurden. kristalle, steine, schmetterlinge und käfer, die hablik sich für seine arbeit sammelte stehen auf und in dem stark von werkbund und spätem jugenstil beeinflussten mobiliar. vieles ist aussergewöhlich, aber zugleich schlicht und würde sich auch heute noch gut im eigenen wohnzimmer machen. portraitgemälde, silberschmuck, wandbehänge, fotos von den starkfarbigen an kandinsky erinnernden innenraumausmalungen, eigens entworfene kleidungssstücke zeigen die vielseitigkeit habliks. die von hablik entworfenen notgeldscheine zeugen von humor auch im angesicht einer ernsten lage. (und zeigen in abstrahierter form die wunderschöne, leider verlorene lage der stadt an der stör).
**hintergründe: wenzel hablik (1881-1934) war vordenker einer expressionistischen architektur. als handwerker und künstler war er bestrebt, seinem gesamten umfeld eine von kunst durchdrungene prägung zu geben, wie dies auch der deutsche werkbund seit 1907 propagierte. für hablik, der vor seiner ausbildung als künstler eine tischlerlehre absolviert hatte, stand neben der künstlerischen form gerade die handwerkliche qualität im vordergrund. er arbeitete eng mit seiner ehefrau elisabeth lindemann zusammen, die in ihrer handweberei viele seiner entwürfe umsetzte. die eigene künstlerische leistung von elisabeth lindemann, die mit der weberei wohl auch die familie ernährte, tritt dabei leider etwas in den hintergrund - auch sie war auf den ausstellungen des werkbundes mit ihrer weberei präsent.
**architektur: das wenzel-hablik-museum residiert in einem zurückhaltend sanierten alten bürgerhaus.
**extras: es gibt ein kleines museumscafe - für uns gab es dort aber (um 16 uhr nachmittags) leider keinen kaffee mehr - die maschine war schon gereinigt worden und sollte nicht mehr gestartet werden. schade. hier könnten sich die sonst sehr zuvorkommenden mitarbeiter noch besser absprechen: die kaffeemaschine bleibt an, solange noch besucher durch das obergeschoss wandeln!!
**homepage: www.wenzel-hablik.de
**fazit:es ist beeindruckend zu sehen, wie in einer kleinen provinzstadt das talent eines derart eigenständigen künstlers von aufgeschlossenen und mutigen bürgern erkannt und gefördert wurde. derselben haltung ist es zu verdanken, dass heute das museum existiert, das den nachlass habliks verwahrt, der von seinen töchtern in eine stiftung eingebracht worden war. die stadt itzehoe erscheint zwar auf der liste der sponsoren des museums - es gäbe jedoch noch die eine oder andere möglichkeit, wie stadt und museum von diesem kleinen juwel profitieren könnten. das braune schild an der autobahn kann nur ein anfang sein.
ursprünglich hier veröffentlicht im märz 2008.
Abonnieren
Posts (Atom)