1. Mediatisierung ist ein Metaprozess, der auch die Bildung betrifft. Eventuell ist Digitalisierung auch ein Metaprozess. Digitalisierung ist die Umwandlung analoger, materialer und diskreter Größen in abstrakte, verlustfrei repetierbare Zeichen. Ein erster Anwendungsfall war der Buchdruck mit beweglichen Bleilettern. Mediatisierung beschreibt die Veränderung kommunikativ konstruierter Wirklichkeit durch Wandel von Technologie, Zwecken und Funktionen von Medien.
2. Bildungstheorie ist nur aus der Beschäftigung mit der Vergangenheit heraus verständlich. Bildung heißt wörtlich Bild, Bildnis (=imago), bedeutet aber auch Schöpfung, Gestaltung oder Verfeinerung. Bildung ist sowohl Zustand als auch Prozess. In der Bildungstheorie Platons bedeutet paideia die Vervollkommung der menschlichen Seele in freier Lebensführung, wobei der Mensch danach strebt, die sinnlich wahrnehmbare Scheinwelt zu überwinden und die wahre Welt der Ideen durch Denken zu erschließen. Das Höhlengleichnis lässt sich emanzipatorisch, partizipatorisch, theoretisch, periagogisch und politisch-praktisch deuten. Im Mittelalter wurde Bildung nicht als Streben nach Erkenntnis, sondern nach Annäherung an die Vollkommenheit Gottes verstanden. Mit der Renaissance versteht der Mensch sich als individuelle Persönlichkeit, die sich ihrer Einzigartigkeit bewusst ist, die sich selbst gestaltet. Bildung ist demnach Wissenserwerb zum Zweck der Individualität, Autonomie und Willentlichkeit des Subjekts. Rousseau greift dies auf und erklärt die Natur zum besten Lehrmeister. Kant fragt sich, wie Autonomie Ziel der Bildung sein kann, wenn Erziehung nur mittels Zwang möglich ist. Von Humboldt geht davon aus, dass Bildung der wahre Zweck des Menschen ist, aus der Beförderung der einzelnen Kräfte des Menschen soll etwas Neues, Ganzes entstehen. Bildung ist dabei immer abhängig von Raum und Zeit, der Umgang damit verändert sich durch Digitalisierung und Mediatisierung. Dadurch werden lebenslanges Lernen und seamless Learning erst ermöglicht.
3. Die Digitalisierung von Bildungsprozessen erfordert Partizipation und Medienkompetenz. Partizipation in Bildungsprozessen wird maßgeblich bestimmt von Mitwirkung, Mitbestimmung und Selbstbestimmung. Definitionen von Kompetenz setzen auf der Unterscheidung von Leistung (Performanz) und Fähigkeiten (Komptenzen) auf. Bildungswissenschaftlich wird Medienkomptenz als eine kommunikative
Kompetenz angesehen, die erlernbar ist. Zentral sind in verschiedenen
Ansätzen jeweils Dimensionen der Nutzung, Gestaltung und kritischen
Reflexion von Medien. Im Jahr 2017 wurden insbesondere Fake News und Bots als Herausforderungen betrachtet, auf die Medienkompetenz eine Antwort bietet. Ein digitales Schulbuch muss mehr sein als eine identische Übertragung eines analogen Buchs auf ein digitales Trägermedium. Auch im außerschulischen Bildungsbereich wirken sich Digitalisierung und Mediatisierung aus.
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