Wach werde ich das erste Mal um kurz nach fünf. Der Liebste schaltet für mich den Deutschlandfunk ein. Ich höre das Ende des Nachtprogramms bis gegen sechs und schlafe wieder ein. Der Liebste weckt mich kurz vor sieben und bringt mir Kaffee. Es duftet nach herzhafte Essen. Nach den Sieben-Uhr-Nachrichten stehe ich auf, gehe kurz ins Bad und ziehe mich an (Jeans, blaues Seidenhemdchen, rotes Shirt, rote Strickjacke, Wanderschuhe). Wir frühstücken (Kaffee, Wikinger-Bröd, Schinken, Wurst, Käse, Marmelade, Honig). Der Liebste überrascht mich damit, schon um halb acht das Haus zu verlassen. Ich schalte den Crockpot aus, lese noch etwas in der letzten Sonntagszeitung, räume den Geschirrspüler aus und wieder ein, füttere den Brotteig mit der zweiten Hälfte der Roggenmehltüte und setze neue Keimsaat in dem neuen Keimglas an. Dann muss ich mich beeilen aus dem Haus zu kommen.
Ich beschließe, dass es kein Wetter zum Radeln ist und lasse den Helm gleich zuhause. Durch dichtes Schneetreiben zum S-Bahnhof. Der Bahnsteig ist weiß. Die Bahn ist angenehm leer um diese Zeit, ich setze trotzdem auf FFP2-Maske. Ich höre die neuste Folge The rest is politics. Rory Stuart hat Zeit im Kongo verbracht und schwärmt von kongolesischem Jazz und generell von der Kultur dort.
In K liegt weniger Schnee, aber es reicht aus, dass ich nicht ernsthaft überlege, doch das Fahrrad zu nehmen. Ich gehe zu Fuß zur Arbeit und dort ans Werk. Um viertel vor zwölf bin ich fertig, gehe zügig zurück zum Bahnhof, schaffe aber weder den Regio noch die S-Bahn zu erreichen. Stattdessen ein anderer Regio mit Umsteigen am Flughafen. Ich informiere L, dass ich unterwegs bin, er schlägt einen Vietnamesen vor in dem wir schonmal waren. Ich höre für den Rest der Strecke weitere Kapitel aus "Spare".
Treffen mit L zum Entenessen. Hinter einem Fenster im Gastraum sehen wir Enten in der Küche hängen, können uns nicht entschließen ob echt oder fake (ich denke echt). Wir bestellen Ingwertee und rotes Thaicurry mit Ente. Wir reden über den Clown. Ich stelle fest, dass ich den zuletzt irgendwann vor Corona persönlich getroffen habe - es ist schon so lange her, dass ich tatsächlich gar nicht mehr weiß wann und bei welcher Gelegenheit. Das darf gerne so bleiben. Wir sprechen über unseren Großvater, über den Kongo und darüber, dass die Deutschen in Belgien auch keine guten Erinnerungen hinterlassen haben. Über romantische Überhöhung der Vergangenheit per se durch Kulturhistoriker. Ich drösele für L ein paar Verästelungen des Familienbaums auf.
Zusammen gehen wir zum Ostkreuz und fahren mit der Ringbahn Richtung Westen. L steigt am Südkreuz um, ich fahre weiter. Unterwegs lese ich, dass A ihre Klausurergebnisse hat, die mehr als erfreulich sind. Ich gehe schnell nach Hause und mache mir einen Milchkaffee, rufe dann bei A an um zu gratulieren und vergesse darüber die Zeit. Ich bemerke erst, dass ich ja zum Physiotherapeuten muss, als ich eigentlich schon dort sein sollte. Ich beende das Gespräch, packe die Briefe ein und hetze in die Praxis. Dort ist es überraschend voll. Ich bin zu spät, die Patientin nach mir zu früh, der Patient davor ist auch noch da. Irgendwann sortiert es sich. Mein Handgelenk wird auch aus Physiosicht als so gut wie ausgeheilt entlassen.
Danach zum Briefkasten: ich werde meine Einschreibung an der Uni in den Briefkasten, außerdem die Einzugsermächtigung für einen Keramikkurs im Frühjahr. Zuhause setze ich mich mit weiterem Kaffee in den Sessel und schaue "Der Bestatter" weiter, bis der Liebste anruft. Ich raffe Badesachen und gelben Sack zusammen und treffe den Liebsten im Hof. Wir fahren mit der U-Bahn nach Kreuzberg zur neu eröffneten Schwimmhalle. Alles an der Halle erinnert mich an York. Die billige Bauweise in Kombination mit neuer und funktionierender Ausstattung, das unprätenziöse, nirgends an Wellness, Luxus oder Spaßbad erinnernde Ambiente. Die vielen alarmgesicherten Fluchttüren, die direkt nach draußen zu führen scheinen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich erwarten, beim Rausgehen am Squashcourt und den Cricketfeldern vorbeizukommen. Stattdessen stehen wir direkt wieder am U1-Viadukt.
Wir fahren nach Hause und wärmen Rinder-Linsen-Stroganoff aus dem Crocky nach Küchenlatein auf, dazu gedämpfter Brokkoli. Sehr fein. Ich fülle den Brotteig in den Schmortopf und heize den Backofen vor. Danach öffnen wir den australischen Geburtstagsrotwein. Ich schaue weiter "Der Bestatter", der Liebste liest erst und hört dann ohne Bild mit. Gegen halb elf fällt mir das Brot wieder ein, ich schiebe es in den Ofen und bitte den Liebsten, sich einen Wecker zu stellen. Ich ziehe um ins Bett und schlafe sofort ein.
Die anderen Blogbeiträge finden sich wie immer im Brüllen-Blog.
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