Nachts wache ich mehrfach auf und schlafe mithilfe langweiliger Radiosendungen schnell wieder ein. Kurz nach sieben bin ich dann so wach, dass der Deutschlandfunk nicht mehr viel ausrichten kann. Ich stehe auf, koche Kaffee und lege mich dann mit Handy und Kaffee wieder hin. Ich lese in Guardian, Blogs und Mastodon herum. Kurz nach halb acht eine Meldung der Corona-App. Rote Kachel wegen einer Begegnung am letzten Sonntag. Wir waren essen, im Museum, im Schwimmbad am Südring und im Kino. Im Schwimmbad hatte ich das Handy allerdings nicht mit.
Trotz über zehn Stunden Schlaf fühle ich mich immer noch angematscht. Das Bein fühlt sich auch immer noch seltsam an. Presseschau im Deutschlandfunk. Ich liebe diese Sendung. Einerseits ein Ritual: als ich ein Kind war, war "Der Blick in die Morgenzeitungen mit Karl-Heinz Dreier" fester Bestandteil des morgendlichen Ablaufs im SWF. Andererseits für mich täglich der Beweis, dass es in diesem Land immernoch eine diverse und lokal verwurzelte Presselandschaft gibt, dass nicht nur drei Mantelredaktionen in Köln, München und Hamburg die Nachrichten für das ganze Land erstellen, sondern auch in Osnabrück, Heilbronn oder Heide in Holstein Leute sitzen, die sich eigene Gedanken über das politische Weltgeschehen machen. Immer wieder überraschend dabei die häufig dissenting opinion aus Osnabrück. Der Redakteur, bei dem ich nach dem Abi sowas wie Zeitungshandwerk gelernt habe, meinte ja immer, die Leute bekommen die Zeitung, die sie verdient haben. Frage mich, wie die Osnabrücker wohl so drauf sind. Und ich freue mich auch immer wieder, zu hören, dass Redaktionen in Leipzig oder Cottbus Meinungen äußern, die fern von Pegida & Co sind und dass das die Zeitungen sind, die die Leute sich dort verdient haben. Viele Jahre war auch "die Pressschau ist vorbei" das Zeichen jetzt wirklich aufzustehen. Um diese Zeit steige ich jetzt allerdings oft schon aus der Bahn und bin seit 1,5 Stunden wach...
Heute aber nicht, denn es ist Samstag. Wir stehen gerade so eben rechtzeitig auf, um beim Frühstück Klassik, Pop, etcetera zu hören. Mein Corona-Test bleibt negativ. Ich suche im Tiefkühlschrank nach dem Skirt Steak und finde dabei noch Steirischen Apfelkuchen, packe beides ein für das Wochenende, dazu die leeren Quitteneimer. Gegen zwölf kommen wir im Garten an. Es ist immernoch unfassbar grün, die Cosmeen blühen üppig wie selten, es riecht nach nasser Erde. Ich beziehe das Bettzeug neu und knöpfe meine Winterdecke zusammen.
Mit frischem Kaffee und nach einer ersten Gartenrunde nehmen wir auf der neuen Bank Platz, genießen die Sonne und lesen. Der Liebste macht mich "auf etwas großes, das da gerade landen will" aufmerksam. Ich schaue in die falsche Richtung und weiß nicht, ob ich auf Libelle, Wanze, Zeppelin oder fliegendes Schaf fokussieren soll und sehe deshalb nichts. Auf Achims Dach landete ein Reihe, für mich aber sowieso hinter dem Sanddorn verdeckt. Im Sanddorn sehe ich dafür Kohlmeisen, die die wenigen Beeren abernten. Der aufgetaute Apfelkuchen ist lecker. N und T kommen vorbei und loben die Bank. T wird mir fehlen. Wir bestellen zwei Forellen falls sie beißen.
Gegen 14:30 ist die Sonne ums Haus gewandert. Wir ziehen von der Bank auf die Terasse weiter. Gegen 16 Uhr wird es auch dort kühl, wir verziehen uns ins Haus. Ich scheitere daran, den Ofen anzufeuern und übergebe irgendwann an den Liebsten und dann wird es irgendwann mollig warm.
Ich lese weiter Internet und FAS. Nachdem ich mich durch viele Seiten gemeldete Shingrix-Nebenwirkungen gescrollt habe, entschließe ich mich zu einer Meldung an das PEI. Wir trinken Rosentee, irgendwann kommt N mit den Forellen. Wir lagern sie erstmal in der Dusche zwischen, das ist der kühlste Raum im Moment. Ich telefoniere mit meinen Eltern. In der FAS wird ein interessanter Findlingsgarten in der Lausitz vorgestellt, leider ohne Infos zu Anfahrt und Öffnungszeiten. Ich freue mich an den Reiseberichten von Blogger*innen aus Prag und Venedig (mit dem Zug! aus Finnland!).
Irgendwann werfe ich den Backofen an und setze die Forellen auf ein Blech. Dazu gibt es prefab Schupfnudeln mit Butter und Salbei, das ich in völliger Dunkelheit im Garten abschneide. Während des Kochens hören wir "Inside Austria" über Red Bull und wie es damit weitergehen könnte.
Auf verschiedenen Blogs wird das Phänomen des problemlösenden Unterbewusstseins diskutiert. Ich denke, dass grundsätzlich jedes Gehirn so funktioniert, nur ist nicht jede*r dessen gewahr. Ich bremse mich aber davor, Michael Pollans "How to change your mind" dort zu verlinken oder anzupreisen - Tipps in Bloggkommentaren sind ja tendenziell unerwünscht bzw. gehen den Blogger*innen zu nahe und Gehirnfunktion könnte sogar als Gesundheitstipp interpretiert werden, also besser hier: tolles Buch, mir hat es viel Erkenntnis beschert, außerdem einfach gut geschrieben und spannen und unterhaltsam zu lesen. (Wie eigentlich alle Bücher von Michael Pollan).
Ich könnte nach dem Essen eigentlich auch schon ins Bett umziehen, aber der Liebste ist noch fleißig und berechnet Zinsen. Irgendwann nach neun ziehen wir tatsächlich dorhin um. Wir hören noch ein wenig die lange Nacht der Programmiersprachen, aber ich schlafe nach wenigen Minuten ein und kann mich heute an nichts mehr erinnern.
Die anderen Berichte vom Tage finden sich hier auf dem Blog von Frau Brüllen.
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