im detail:
**einführung: kurze texttafeln inforieren über hintergründe und motive der gezeigten porträtserien
**benutzerführung: hier ist eher free flow durch und innerhalb der räue angesagt, allerdings erschließen sich einige der photoserien erst durch ihre chronologie
**aufstellung/hängung: white cube mit großformatigen c-prints auf weißem hintergrund in schlichten holzrahmen montiert
**umfang: man kann hier in einer stunde durchschlendern, wenn man sich alle videoarbeiten in ruhe ansieht, wird man eher zwei stunden benötigen
**inhalte: gezeigt werden mehrere porträtserien, wie z.b. die strandserie mit jugendlichen und kindern, die in verschiedenen ländern in badekleidung am strand photographiert wurden, oder die parkserie, die menschen im berliner tiergarten und in anderen grünanlagen zeigt, die serie mit kindern auf sessseln oder sofas, eine reihe, die einen jungen franzosen bei eintritt in die fremdenlegion begleitet, oder die almeria-serie, die ein flüchtlingskind über 20 jahre immer wieder portraitiert. gemeinsam ist allen portraits eine gewisse dekontextualisierung, die hintergründe sind einheitlich, karg, zeitlos, neutral - umso mehr treten die abgebildeten personen in den vordergrund, die zugleich distanziert und entrückt, aber auch verletzlich und offen wirken. ich freue mich, als ich bemerke, dass eines der photos taryn simon zeigt. die wenigen abbildungen, die, wie die kinder auf dem sofa, den personen attribute und hintergründe mitgeben, wirken dagegen, trotz allen kunstvollen bildaufbaus wie bessere familienphotos. das die portraitierten vielleicht weniger zufällig ausgewählt sind, als es zunächst den anschein hat, zeigt sich nicht nur im portrait von taryn simon, sondern auch daran, dass überraschend viele der abgebildeten thurn und taxis heißen. ich vermute, die stehen gewöhnlich nicht unerwartet in größerer zahl in irgendwelchen parks herum.
besonders eindrücklich sind aber die videoarbeiten: ein beunruhigend langes video zeigt ein kleines mädchen in russland während einer ballettstunde, die lehrerin ist nicht zu sehen, aber zu hören. die kamera beobachtet stoisch wie das kind zuerst fröhlich tanzt, dann immer müder wird und schließlich seine gute laune verliert und dabei auch seine körpersprache verändert, während die unsichtbare stimme der lehrerin noch eine wiederholung fordert und noch eine und noch eine. eine andere arbeit zeigt junge clubbesucher in england, die vor einer weißen wand freigestellt, zu elektrosound tanzen. auch hier hält sich die kamera beobachtend zurück, der zuschauer erlebt fasziniert, wie die tänzer nach und nach die vorführsituation vergessen und in der musik versinken, völlig bei sich und zugleich die musik sind. die beeindruckendste arbeit zeigt auf drei bildschirmen eine gruppe englischer schulkinder, die picassos weinende frau betrachten und kommentieren. was wie eine schulstunde beginnt ("I can see lots of different shapes and colours." "There are lots of triangles in different colours") bricht mehr und mehr aus irgendwelchen schemata aus und zieht den betrachter in den strudel der blühenden phantasie der kinder ("I think her husband has come home from a war and now she is crying because she is happy")
**hintergründe: es handelt sich um die erste überblicksausstellung in skandinavien
**architektur: die ausstellung befindet sich im souterrain des louisiana museums in humlebaek.
**extras: keine
**website: https://www.louisiana.dk/udstilling/rineke-dijkstra
**fazit: sehr beeindruckende künstlerin, von der ich gerne mehr sehen möchte. besonders die videoarbeiten kommen mir auch zwei wochen später noch immer wieder in den sinn.
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