Freitag, 9. Februar 2024

Modul 1 B LE3

1. Soziale Kategorien sind Erfindung der Moderne in Europa. Es werden fünf klassische Texte vorgestellt, in denen die Entstehung und fortdauernde Konstruktion verschiedener sozialer Kategorien aufgezeigt werden.

2. Waldschmidt zeichnet die Enstehung und Aufladung von Behinderung als sozialer Kategorie nach. Als Folge der Industrialisierung entstehen Sozialversicherung und fürsorgerisches Anstaltswesen für gesundheitlich beeinträchtigte bzw. geschädigte Menschen. Im 20. Jahrhundert entwickelt sich Behinderung zum sozialpolitischen Sammelbegriff, der sodann eine soziale Kategorie markiert. Die Markierung dient zugleich der Ausgrenzung wie als Grundlage für das Einfordern von Gleichstellung. Aus Sicht der Bildungswissenschaft wird dies in dem Etikettierungs-Ressourcen-Dilemma deutlich.

3. Hausen beschreibt wie die Zuordnung bestimmter Charaktereigenschaften zum weiblichen und männlichen Geschlecht als Folge der Aufklärung und der aufkommenden Industrialisierung mit der Trennung von Privatleben und Berufstätigkeit entstehen: die streng hierarchisch strukturierte Gesellschaftsordnung löste sich auf - eine Unterordnung der Frauen benötigte eine neue Begründung, die zum Gleichheitsgrundsatz nicht im Widerspruch stand. Mit dem Bildungsbürgertum entstand die romantische Idee der Komplementarität der Geschlechter, die sich ergänzen und jeweils mit bestimmten Eigenarten nur gemeinsam zur Vollendung kommen könnten. Den Frauen wurde dabei eine passive, auf Haushalt und Familie als bewahrendem Schonraum ausgerichtete Rolle zugeschrieben, die ihren charakterlichen Eigenschaftem am besten entspreche. Gerade aus dieser gesellschaftlichen Gruppe heraus wurden sodann Geschechtsunterschiede z.B. in der Schuldbildung strukturell festgeschrieben, weiter reproduziert und auf andere gesellschaftliche Gruppen ausgedehnt. Aktuell wird diskutiert, inwiefern sich die Geschlechterverhältnisse erneut bzw. zurück-verwandeln, hin zum Adult-Worker-Model und zur (erneuten) Vermischung von Beruf und Privatem.

4. Kleinau diskutiert inwiefern die Idee der Gleichheit oder Differenz der Geschlechter für die Geschichte der Mädchenbildung relevant wurde. Benötigen Mächen eine eigene besondere Beschulung oder sollen alle Kinder dieselbe Schule besuchen? Sollten Mädchen ausschließlich von Frauen unterrichtet werden oder sollten alle Kinder von Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet werden? Was ist das Ziel der Mädchenbildung - Zugang zu allen Berufen oder vorrangig ein Leben als Ehefrau? Kleinau zeigt auf, wie sich im frühen 20. Jahrhundert die Perspektiven verschiedener Frauenrechtlerinnen und eines Reformpädagogen aus dem Mädchenschulkontext auf diese Fragestellungen unterschieden.

5. Anderson definiert die Nation als vorgestellte, politische Gemeinschaft, die sich als begrenzt und souverän versteht. Die Idee der Nation löste die Bezugssysteme Religion und Dynastie ab. Seit Erfindung des Buchdrucks aufkommende moderne Kommunikationsmittel ermöglichten es den Bewohnern bestimmter Territorien, sich auch über Entfernungen hinweg in ihrer Umgangssprache auszutauschen und so ein gemeinsames Weltverständnis zu entwickeln und sich darin von den Bewohnern anderer Territorien, die einen anderen Erfahrungsraum teilten, abzugrenzen. Anstelle des religiös geprägten Endzeitdenkens trat ein neues Verständnis der Gleichzeitigkeit von Ereignissen auf.

6. Walgenbach fordert in ihrem Aufsatz, auch in Deutschland über Whiteness nachzudenken. Sie entlarvt die ablehnende Haltung, die dies ablehnt, da es in Deutschland gar keine Unterscheidung zwischen Rassen gebe, als Schutzbehauptung um die eigene Position nicht in Frage stellen zu müssen. Sie beschreibt Whiteness als sozial konstruierten Platzanweiser. An der deutschen Kolonialgeschichte und der NS-Zeit lassen sich Widersprüchlichkeiten und Besonderheiten aufzeigen, die zu wechselseitigen Abhängigkeiten von Deutschsein und Weißsein geführt haben.





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