Donnerstag, 31. März 2022

Kulinarische Weltreise - Rumänien: Poale n'brau!

(Nennung von Namen und Dingen ist wie immer unbezahlt und unbeauftragt)
 
Butter und Eigelb sorgen für die goldene Farbe der Poale n'brau.

Unser Hotel war eine Mischung aus Antiquitätenladen und englischem B&B in einem Altstadthaus irgendwo im Zentrum von Bukarest. Die Waschgelegenheit war etwas abenteuerlich aber dafür verschnörkelt. Das Frühstück fand im Keller in einem fensterlosen Raum statt, handgeschriebene Schilder warben für Eierspeisen aus Gänseeiern direkt vom Landwirt. Den Tag verbrachten wir im Ramada Convention Center, äußerlich von Brutalismus geprägt, innen eher wie ein Apple Shop gestaltet und um ein veritables Hallenbad herumgebaut, das mal ein Innenhof gewesen war. Die Verhandlungen waren durchaus vielversprechend, das Kongressprogramm nur sehr sporadisch mit Übersetzung. Lokale Branchengrößen brüsteten sich mit ihren Investitionen, alles werde bald schneller, moderner und vor allem deutlich digitaler sein als in Westeuropa. Davon zeugten im Straßenbild unzählige Kabel, die sich um die Häuser und über die Dächer wanden um dann unvermittelt irgendwo in den Asphalt zu verschwinden. Abends gingen wir essen, das Restaurant hatte uns der Concierge empfohlen. Auf der nicht endenden Speisekarte gab es quasi alles. Auch "Karpatischer Bär" in verschiedenen Variationen. Wir gingen davon aus, es handele sich um so etwas wie falscher Hase und bestellten lieber anderes local produce wie Gänsekeule und Hirschgulasch.

Der Hefeteig enthält viel Fett und ist eher klebrig.

Später in Berlin erfuhren wir von C. über einem Mittagstisch im Midtown Grill, dass in Rumänien durchaus Bären gejagt und auch verzehrt werden. C. hatte sogar einmal eine Bärenjagd mit veranstalten müssen, ein eher verstörendes Erlebnis.

Nach dem Gehen hat sich der Teig verdoppelt.

Das nächste Mal hatte ich mich direkt im Brutalismushallenbad eingemietet, wollte aber mithilfe von A. noch einige weitere Termine wahrnehmen, wo ich schon in Bukarest war. A. holte mich, bekleidet mit einer Art weißem Flokatimantel stilecht mit einem ebenfalls weißen Cayenne am Flughafen ab. Wir fuhren direkt zu einem angesagten Lokal in einer hippen Wohngegend. A. lotste das riesige Gefährt in eine Miniaturparklücke, das Restaurant war im Obergeschoss und so etwas wie Kumpel&Keule auf rumänisch. Hipsterattitude kombiniert mit wirklich schönem und geschmackvollem Interieur aus Holz, offenem Feuer in der offenen Küche und dem besten Mangalitzaschwein, das ich davor und danach je gegessen habe. A. erläuterte mir ihre kurz- sowie längerfristige Lebensplanung und wir gingen die diversen Termine durch, die am nächsten Tag anstanden. 

Aromazutaten: Rum und Zitronenschale.

Wir parkten den weißen Porsche irgendwo auf einer Sandpiste, gegenüber erhob sich der gigantische Parlamentspalast wie ein künstlicher Felsen über einem künstlichen Weinberg. A. klärte mich auf, dass neben den sichtbaren Geschossen noch zahlreiche Untergeschosse und Geheimgänge vorhanden seien. Unsere Verhandlungspartner residierten in einem von Gerüsten und Netzen eingehüllten Gebäude, das den Eindruck vermittelte es werde abgerissen und zugleich komplett neugebaut, während im Innern der Betrieb ohne Pause weiterlief. 

Ricotta mit Grieß, Ei und Rumrosinen mischen.

Am Abreisetag war ich viel zu früh am Flughafen. Während die Einkaufsmöglichkeiten an sich eher überschaubar waren, gab es einen überraschend vielfältigen Food Court ohne internationale Ketten, dafür mit echter Hausmannskost. Ich schmauste eine Portion Krautwickel (Sarma) mit Reis, danach eine Nuss-Creme-Torte mit zig dünnen Schichten.

Füllung auf die Quadrate geben und die Ecken diagonal zusammendrücken.

In Vorbereitung der kulinarischen Weltreise nach Rumänien, ging ich wie üblich vor und googelte mit "apple cake recipe" plus Name des Landes. Das bringt mich meistens auf die Seiten von Menschen wie du und ich, die über ihre Alltagsrezepte bloggen und da gibt es eigentlich immer ein Apfelkuchenrezept. Das nehme ich dann natürlich nicht für die Weltreise, denn die weltweiten Apfelkuchenrezepte sind doch überraschend ähnlich, aber es bietet mir meist einen guten Ausgangspunkt um andere "normale" Rezepte zu finden, die bewährt, einfach und lecker sind. Und so würde sich sicherlich auch die Nusstorte finden lassen: easy: "Romanian Caramelized Walnut Buttercream Cake". Im Weitersurfen viel spannender fand ich dann aber ein Rezept, das übersetzt sowas wie "Rocksaum, der sich in der Unterhose verheddert hat" hieß und im Grunde eine schlichte Quarktasche ist, mit einer Ricottafüllung und abgeriebener Zitronenschale im buttrig-eierreichen Teig. Das sprach mich dann doch noch mehr an als Buttercreme und Walnüsse und ich glaube, das Ergebnis hat die spontane Zuneigung noch vertieft:

Noch einmal die Ecken zusammennehmen.

Rumänische Quarktaschen - Poale n'brau

Zutaten

Für den Teig:
650g Weizenmehl Typ 550
50g Zucker
1/2 Würfel frische Hefe
3 Eigelb
350 ml Milch
100g weiche Butter
Prise Salz
Geriebene Schale einer kleinen Zitrone

Für die Füllung:
500g Ricotta o.ä.
1 Ei
100g Zucker
Vanille
100g Grieß
100g Rosinen, eingeweicht in 1 kl. Glas Rum
Prise Salz

1 Ei zum Bestreichen

Zubereitung:

Zucker, Hefe und lauwarme Milch verrühren, nach und nach die Eigelbe, Butter und Zitronenschale unterrühren, dann löffelweise das Mehl zugeben und den entstandenen Teig gut durchkneten. Zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. In der Zwischenzeit die Zutaten für die Füllung in einer Schüssel mischen. Die Mischung sollte nicht flüssig sein, sonst ggf. noch etwas Grieß zugeben.

Den aufgegangenen Teig ausrollen und in 12 Quadrate schneiden. (Am einfachsten: Teig halbieren und erstmal nur die Hälfte verarbeiten). Die Füllung in die Mitte der Quadrate geben. Sodann jeweils die diagonal gegenüberliegenden Ecken der Teigquadrate über der Füllung zusammendrücken. Dasselbe anschließend noch einmal mit den neu entstandenen Ecken wiederholen.

Die Teigsäckchen noch einmal 10 Min gehen lassen, mit verquirltem Ei bestreichen und bei 180 Grad Ober/Unterhitze 25 Minuten backen. (Das Rezept ergibt zwei Bleche, am besten die zweite Hälfte des Teiges ausrollen, füllen und zusammenfalten während die erste bäckt).

Nach dem Backen auf einem Gitter auskühlen lassen.


Blogger Aktion "Die kulinarische Weltreise" von @volkermampft hält in LAND - die besten Rezepte und Gerichte 
Und diese Rezepte haben die anderen Mitreisenden gefunden: 

 Edyta von mein-dolcevita mit Rumänische Mucenici Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum mit Rumänischer Nussstrudel Anna fuer Wilma von Pane-Bistecca mit Anna's Salata de Vinete Friederike von Fliederbaum mit Karpfen auf rumänische Art Dirk von low-n-slow mit Mucenici - Märtyrersuppe Susanne von magentratzerl mit Ostropel de Oltenia Michael von SalzigSüssLecker mit Siebenbürger Rahm-Hanklich Simone von zimtkringel mit Tocana de cartofi Carina von Coffee2Stay mit Papanaşi: Frittierte Quarkkringel aus Rumänien Britta von Brittas Kochbuch mit Sarmale - rumänische Kohlrouladen Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Braşovence - panierte Pfannkuchenröllchen mit Pilzfüllung, Gurkensalat Britta von Brittas Kochbuch mit Mămăligă - Maisbrei Britta von Brittas Kochbuch mit Zacuscă - Auberginen-Paprikadip Regina von bistroglobal mit Zacuscă Regina von bistroglobal mit Ostertarte mit Zacuscā Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Zunge in Tomatensauce mit Oliven – Limba cu masline si sos de rosii Wilma von Pane-Bistecca mit Tocanita de Vita - Rumaenisches Rinder Gulasch Britta von Backmaedchen 1967 mit Saravină-rumänischer Rumkuchen Sylvia von Brotwein mit Ciorbă – Saure rumänische Suppe Tina von Küchenmomente mit Nussfladen aus Rumänien Tina von Küchenmomente mit Pandișpan – Kastenkuchen aus Rumänien Sylvia von Brotwein mit Mici / Mititei - Rumänische Hackfleischröllchen Carina von Coffee2Stay mit Ciorbă de perişoare: Rumänische Suppe mit Fleischbällchen Volker von Volkermampft mit Musaca cu Cartofi – Rumänisches Kartoffel-Moussaka Sus von CorumBlog 2.0 mit Prăjitură Mălai Dulce - Süßer Maiskuchen mit Orange

12 Kommentare:

Kuechentraum und Purzelbaum hat gesagt…

Deine Quarktaschen sehen sehr lecker aus.
Viele Grüße
Kathrina

Susanne hat gesagt…

Oh, da weiß ich gsar nicht, was mir besser gefällt - das Gebäck oder der Name :-).

Britta hat gesagt…

Diese Quarktaschen sehen überaus gut aus.
Eine zur Kostprobe wäre gleich zum Nachmittagskaffee gerade recht.

Liebe Grüße
Britta

Petra aka Cascabel hat gesagt…

Danke für die anschauliche Schilderung deiner Aufenthalte - das klingt durchaus spannend und jedenfalls nicht nach 0/8/15 bzw. beliebig austauschbar mit anderen Großstädten ;-)

Auf einen Haps von deinen Quarktaschen hätte ich jetzt große Lust, das Rezept merke ich mir auf jeden Fall vor! Das Winterwetter derzeit macht mir jedenfalls unbedingt Lust auf Hefegebäck.

Britta von Backaedchen 1967 hat gesagt…

Was für leckere kleine Quarktaschen und ich bin ja dazu auch noch ein großer Hefeteigfan. Das wäre heute etwas für uns zum Nachmittagskaffee.

Liebe Grüße
Britta

https://mein-dolcevita.de hat gesagt…

Tolle Erinnerung aus Rumänien, es liest sich so gut wie ein Roman, sehr interessant. Und die leckeren Quarktaschen würden verschwinden bei dieser Geschichte eine nach der anderen :)
Liebe Grüße
Edyta

Brotwein hat gesagt…

Die Quarktaschen hören sich gut an. Den Tipp nach typischen Apfelkuchen eines Landes zu suchen, merke ich mir.
Viele Grüße Sylvia

bistroglobal.de hat gesagt…

Quarktaschen esse ich für mein Leben gerne. Die Idee, über Apfelkuchenrezepte andere Alltagsrezepte zu finden, gefällt mir. Das werde ich auch versuchen.
Viele Grüße,
Regina von Bistroglobal

Tina von Küchenmomente hat gesagt…

Ui, die Quarktaschen sehen richtig gut aus! Ich kann total verstehen, warum du dich für dieses Rezept entschieden hast. Eine interessante Alternative mit dem Ricotta, das werde ich auch mal ausprobieren.
Liebe Grüße
Tina

volkermampft hat gesagt…

Spannende Reise, insbesondere auf dem Foodcourt hätte ich vermutlich mehrere Tage verbracht. Aber auch die Ricotta-Taschen sehen super aus.

Gruß Volker

Anonym hat gesagt…

Die sehen ja lecker aus!!!

LG Wilma / Pane-Bistecca

Ole hat gesagt…

Satanarchäolügenialkohöllisch verführerisch!