Sonntag, 6. Februar 2022

Was machst du eigentlich den ganzen Tag? 5. Februar 2022

Kurz vor sechs wache ich auf und gehe ins Bad. Danach schlafe ich mir kurzen Unterbrechungen bis kurz vor neun weiter. Der Liebste hat inzwischen schon Kaffee gekocht. Wir stehen auf und frühstücken (Kaffee, selbst gebackenes Roggen-Sauerteig-Brot, Marmelade, Honig, Drehkäse, Leberwurst). Nebenbei verfasse ich einen Einkaufszettel, um den wirklich sehr leeren Kühlschrank wieder aufzufüllen. Auch der Gefrierschrank ist jetzt fast leer. Ich nehme das letzte Paket Hackfleisch aus dem ersten Lockdown aus heraus, das könnten wir am Sonntag irgendwie verarbeiten. Der Liebste durchforstet den Küchenschrank nach weiteren Resten. Wir einigen uns auf Milchreis für heute und ich nehme noch eine Tüte Heidelbeeren aus dem Gefrierfach. Für Sonntag schlägt der Liebste vor, dass wir "die antiken Lasagneplatten" verwerten könnten. Ich erinnere ihn daran, dass wir die erst vor wenigen Wochen gekauft haben, trotzdem: mit dem Hackfleisch gar keine schlechte Idee. Ich ergänze den Einkaufszettel um Parmesan und Tomatendosen.

Ich beschließe, dass ich das am besten in mehreren Touren abarbeite und mache mich direkt nach dem Frühstück mit dem roten Rad auf den Weg. Erstmal zur Apotheke, die bestellten Sachen abholen, dann weiter zur Blumenresterampe, wo mein restliches Bargeld gerade noch für drei Töpfe mit Mini-Narzissen reicht, und von dort zur Biocompany. Leider gibt es dort keine Weißwürste. Ich erstehe eine Mischung lokaler Gemüse für die Lasagne (gelbe Beten, Mangold in weiß und bunt, Gelberüben, eine Navette, ein paar Champignons), außerdem Salat, Eier, Milch und Brotmehl.

Es dauert eine Weile, bis ich sämtliche Einkäufe in Fahrradtasche, Körbchen und Rucksack verstaut habe und mit Helm und gelber Weste wieder abfahrbereit bin. Zuhause trinke ich eine Tasse Kaffee mit dem Liebsten und breche dann nochmal auf, diesmal mit dem Bus. Ich gönne mir eine gemütliche Besichtigung des neu designten Edeka am Kaiser-Wilhelm-Platz (oder heißt der jetzt schon nach Richard von Weizsäcker?) und lade abgepacktes Fleisch von glücklichen Hühnern, Mutti-Tomaten, Aufback-Croissants, Schinken, Käse, Blutorangen, Hafermilch, Weißwürste und spontan ein halbes Suppenhuhn ein. 

Zuhause nur kurzes Aus- und Umpacken, dann fülle ich den kleinen Crockpot mit Milchreis und Milch (125g Reis, etwas Salz, 0,5l Milch, 2 Stunden auf "high") und gehe nochmal los, diesmal zu Fuß zum Höllenlidl, für Studentenfutter, Joghurt, Mittagspausenzutaten (Hüttenkäse, Fisch, Hummus, Oliven, Spitzpaprika), Salat, Birnen, Weißkohl und Suppengemüse.  

Wieder daheim räume ich alles ein, richte den Nüsslesalat und erwärme die Weißwürste. Wir essen. Danach für jeden eine Orange. Da der Liebste noch nicht wieder fit ist, legen wir uns mit einer Tasse Kaffee ins Bett und sehen ein wenig fern. Zwischendrin verwandle ich den Milchreis in Reisauflauf aus dem Crockpot und lasse die Heidelbeeren mit etwas Zucker zu Kompott aufkochen.

Als wir genug gesehen haben, setze ich mich an den Schreibtisch und erledige diversen Schreibkram, dann repariere ich endlich den Blogpost, der seit drei Wochen immer wieder neue Probleme aufwarf und er geht schließlich online. Der Liebste hat Hunger, wir genießen den Reisauflauf mit Heidelbeerkompott.

Ich räume den kleinen Crockpot ab und stelle den großen Crockpot auf, werfe schnell ein paar grobe Gemüsestücke (Sellerie, Lauch, Gelberübe, Zwiebel, Ingwer) mit Salz, Lorbeer und dem halben Suppenhuhn hinein und fülle mit Wasser auf, 10 Stunden "low" sollte das in Hühnerbrühe verwandeln. Mittlerweile sind mir diverse Fehler und Auslassungen im Blogpost aufgefallen, ich arbeite nochmal nach und kommentiere die anderen Haiti-Rezepte. Interessanterweise gibt es noch zweimal Soup Joumou und auch die beiden anderen haben sich für Rinderbeinscheiben entschieden. Die Rezepte sind nicht gleich, aber geschmacklich dürfte das Ergebnis sehr ähnlich sein. Die anderen Rezepte sind auch ohne Nudeln, allerdings absichtlich.

Die Mini-Narzissen fallen mir wieder ein. Es ist schon dunkel, als ich sie aus den Töpfen nehme und in den Blumenkästen zwischen den leidenden Geranienresten verteile. Dann recherchiere ich noch ein wenig zu Croffles. Irgendwie hatte mich die Ahnung erreicht, dass es sich dabei um einen Foodtrend handelt, den gerade alle ausprobieren, irgendwie mit Croissant-Teig aus dem Kühlregal und dann ins Waffeleisen. Ich war davon ausgegangen, dass es sich um eine Verbesserung des Croissants handelt. Also nach dem Motto "so schmecken Croissants ganz besonders gut", so ähnlich, wie man Pizza vom Vortag im Waffeleisen in einen neuen Aggregatzustand bringen kann. Viele Blogposts später bin ich nicht mehr so sicher. Niemand schreibt darüber, wie das eigentlich schmeckt und warum man das machen sollte. Vielmehr machen es wohl alle, weil es alle machen. Es scheint eher eine Abkürzung zu sein, um keinen Waffelteig anzurühren, Motto also eher "so können Sie spontan Waffeln backen, wenn Sie zufällig Croissant-Teig im Kühlschrank haben". 

Es scheint drei Vorgehensweisen zu geben: die Teigrolle aus der Aufplatzverpackung nehmen, in dicke Scheiben schneiden, dann die Scheiben im Waffeleisen backen. Meiner Meinung nach ist damit aber die ganze Blätterteighaftigkeit des Teiges hinüber, es ist halt einfach ein fertiger, fettiger Teig, der im Waffeleisen gebacken wird, schmeckt vermutlich nicht schlecht - aber gegen ein Croissant? Hm. 

Die andere Methode ist: die Teigrolle in die vorgestanzten Dreiecke zerteilen, wie Croissants aufrollen und dabei ggf. füllen, dann die Croissants im Waffeleisen backen. Den Fotos nach zu urteilen entstehen so ovale Waffeln, ggf. mit Füllung und that's it. Sehr croissantig wirkt das nicht.

Die vermutlich bescheuertste Methode ist, den ausgerollten Teig zu einem Teigklumpen zusammenzukneten, davon kleinere Kugeln abzunehmen und diese dann im Waffeleisen backen. Ja nun, das sind dann eben Waffeln aus gekauftem Teig. Weder so sehr viel einfacher zu machen, noch sind dann noch irgendwelche croissanthaften Waffeln zu erwarten, denke ich.

Ich schildere dem Liebsten die Croffle-Misere und überlasse ihm, ob er morgen während ich im Park schwitze lieber den Backofen oder das Waffeleisen vorheizen möchte. Wir streamen noch ein paar Minuten und schlafen dann kurz nach zehn.

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