Ich wache um viertel vor sieben auf, weil mein Handy Geräusche macht. Warum auch immer habe ich es heute über Nacht auf das kleine Regalbrett über dem Bett gelegt. Es ist eine Behördenmail. Die Behörde zweifelt meinen Studienabschluss an und möchte weitere Dokumente. Die Dokumente, die die Behörde sich vorstellt, gibt es nicht - mein Studienabschluss ist ein englischer und dort gelten teilweise andere Regeln als hier, beispielsweise ist ein Master entweder bestanden oder nicht, eine Abschlussnote wird nicht in die Urkunde aufgenommen. Ich tausche Emails mit dem Sachbearbeiter der Behörde, erkläre, frage nach. Der Tag startet genervt.
Der Liebste kocht Kaffee und bäckt Brötchen auf. Ich bin hibbelig und genervt. Wir frühstücken auf der Terasse, danach fahre ich im Gartenoffice den Rechner hoch, während der der Liebste anfängt den Garten rasenarchäologisch zu bearbeiten, denn der ist im Panama-Modus.
Ich bringe einen Vermerk zuende und sende ihn ab. Das ist immerhin schonmal eine Sache die ich abhaken kann. Dann recherchiere ich dem Master-Zeugnis-Mysterium hinterher. Dunkel erinnere ich mich an eine Notenübersicht, die ich ausgehändigt bekam. Die ist natürlich in Berlin.
Für den Vortrag am Dienstag starte ich schließlich Powerpoint und lese die Rahmenbedingungen nochmal genau durch. Die Powerpoint hätte ich gestern bis 24 Uhr per Email übersenden sollen. OK. Dann ohne Powerpoint. Ich entscheide mich also doch spontan für die Variante Flipchart und teile mit, dass ich ein Flipchart benötigen werde. Die Entwürfe für zwei Flipchartbögen stehen nach kurzer Zeit in meinem Block. In einem Blog lese ich, dass Flipchartpapier bei McPaper und Karstadt zu bekommen ist, wenn man es wie ich sofort braucht und nicht von einem Büromaterialversand mit der monatlichen Bestellung mitliefern lassen kann.
Ich mache mich auf der Suche nach dem Liebsten, denn offensichtlich müssen wir jetzt sofort nach O. fahren, wo sich der nächste Mcpaper befindet. Der Liebste ist verschwunden. Ich suche in Haus, Garten und Nachbarschaft. Vermutlich sitzt er in einem der Nachbarhäuser und rettet jemandes Computer. Ich gehe zurück ins Garten Office und bastele weiter an meinem Entwurf. Als der Liebste wieder auftaucht (er war im Schatten unter dem Apfelbaum gesessen) erkläre ich ihm meine Misere. Wir packen schnell alles zusammen und fahren nach O. Die Damen bei McPaper sind nett und zuvorkommend, leider gibt es kein Flipchartpapier. Ich kaufe stattdessen zwei weiße Fotokartons und einen Schreibtischunterlage-Block, der geht zur Not auch.
Zurück im Auto ergoogle ich einen weiteren Schreibwarenhändler in H. Wir fahren nach H. Dort gibt es eine kleine Fußgänerzone, die wir bisher nicht kannten und eine Skribo-Filiale. Auch hier sehr nette Menschen, die bis morgen alles bestellen könnten, aber vor Ort kein Flipchartpapier. Nicht mal ein großer Zeichenblock. Ich google weiter nach Büromaterial. Schließlich finde ich einen Händler, schon auf Berliner Stadtgebiet, der Präsentationszubehör auf seiner Website auflistet. Ich rufe an. Eine freundliche Dame fragt sofort zurück: kariert oder blanko oder eine Seite kariert, die andere blanko? Wie viele Blöcke brauchen Sie? Sie legt mir einen sowohl-als-auch-Block zurück und wir fahren weiter nach Berlin.
Mein Flipchartblock liegt schon zusammengerollt am Tresen, ich nehme noch einen Pack Druckerpapier mit, bezahle und steige dann gegen drei mit mission accomplished wieder ins Auto. Wir fahren zurück Richtung Garten. Ich merke, dass ich ziemlich hungrig bin. Vor die Wahl zwischen irgendwas vom Bäcker und Burger King gestellt, steuert der Liebste den Burger King an der Autobahnabfahrt an. Wir essen jeder einen Burger im Außenbereich und brechen dann gestärkt wieder auf. Zuhause brauche ich nach dieser Aktion erstmal einen Kaffee und mache damit die offizielle Garten-Kaffee-Runde.
Gegen halb fünf rolle ich dann das Flipchartpapier aus und fange an, meine Blätter zu gestalten. Im zweiten Versuch wird das gemessen an der knappen Vorbereitungszeit ganz ordentlich. Praktischerweise hatte ich ja im Auto genug Zeit, mir über die Gestaltung Gedanken zu machen. Als alles fertig ist, rolle ich es zusammen und lege es gleich wieder ins Auto. Dann überarbeite ich nochmal meine Vortragskarten.
Der Liebste kocht derweil grünen Spargel mit Pesto. Wir essen auf der Terasse, waschen ab und fahren um neun zurück nach Berlin. Unterwegs ruft M. an. Er hat den Traktorfilm schon gesehen und scheint sehr angetan. Was er erzählt, macht mich auch sehr neugierig auf den Film. Wir reden bis wir zuhause ankommen und noch eine Weile weiter. Nebenbei durchforste ich meinen Uni-Ordner, bis ich einen zwanzig Jahre alten Brief meiner Uni finde, dem tatsächlich sowas wie eine Notenübersicht beigefügt ist. Wir beenden das Telefonat, ich scanne den Brief ein, leite ihn an die Behörde weiter. Kurz nach elf liegen wir im Bett.
Auf zeit.de jetzt 192.000 Infizierte, davon 4.000 in den letzten sieben Tagen.
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