Sonntag, 6. September 2020

Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Samstag 5. September 2020

Es ist wieder der fünfte eines Monats und bloggende Menschen versammeln sich im Blog von Frau Brüllen.

Irgendwann nach vier klingelt der Wecker des Liebsten. Er steht auf und ich bin auch überraschend wach. Ich schalte das Radio ein. Da läuft noch der letzte Teil der Sendung die früher "Liederbestenliste" und jetzt "Radionacht - Lied & Chanson" heißt. Die Moderatorin liest die Website von Element of Crime vor, die dieses Jahr nur ein einziges Konzert - in Neuhardenberg - geben werden und auf der Website darüber sinnieren, wie sich das irgendwann aus dem Rückblick anfühlen wird. Ich dämmere immer wieder halb weg und höre nur Fetzen. "Wenn Berlin eine Uhr wäre, wäre Neuhardenberg halb drei". Ich versuche, die Berlin-Uhr zu visualisieren und die nordöstliche Richtung damit in Übereinklang zu bringen, dass ich seit Wochen im Oranienburger Generalanzeiger über das diesjährige Programm in Neuhardenberg lese. Ich dachte deshalb das liegt eher so auf halb zwölf. Egal. Als ich wieder aufwache läuft ein Chanson mit Popette Betancor, das ist irgendwas ganz bekanntes, aber mit deutschem Text, ich komme nicht richtig mit. Dann sowas ähnliches aber auf italienisch. Klingt lustigerweise wie Francesco Wilking, kann ja aber eigentlich nicht sein, der singt ja auf deutsch. 

Ich gehe ins Bad und weiter in die Küche, wo mich der Liebste empfängt: "Jetzt hast du gerade einen Lörracher im Radio verpasst!" "Francesco? Ach, echt?". Der Liebste kennt sogar das dazugehörige Album: "Patate in Wunderland". Der Liebste bricht auf zur Arbeit, ich gehe zurück ins Bett und schlafe nochmal bis kurz vor acht. Angenehmerweise kein Muskelkater. Ich ziehe Sportsachen an. Dann erstmal gemütliches Frühstück mit dem üblichen Roggenvollkornbrot, Rotwurst, Salami, Ziegenkäse, Honig und Sauerkirschmarmelade, dazu Kaffee mit Haferliebe-Hafermilch, die der Liebste extra für mich gekauft hat. Nebenbei lese ich im Kochbuch und beschließe spontan, die Reste der Beetroot&Bramley-Soup einzufrieren und stattdessen heue eine fake Bouillabaisse zu kochen. Der Liebste ruft kurz an und ist auch dafür. Mit der letzten Tasse Kaffee lese ich mich durch die verschiedenen Tagebuchblogs und werde dabei an meine Griechenlandschulreise in der 11. Klasse und an die Bitterorangen auf den Athener Verkehrsinseln erinnert. Schön war das. Eigentlich die beste von allen Schulreisen überhaupt.

Kurz vor zehn ziehe ich ins Wohnzimmer um und logge mich in die Meditation von I. via Zoom ein. Ich schweife oft ab, genieße es aber sehr. Da ich eh schon auf der Matte sitze, mache ich gleich mit Yoga weiter, Day 2 von "Revolution - 31 Days of yoga". Ich bleibe noch am Rechner für ein paar Lektionen Duolingo und schicke meiner Mutter das Rezept für die Beetroot&Bramley-Soup, weil ich vermute, dass es ihr auch gefallen könnte. Ich entschließe mich, doch kein Schnittmuster zum Ausdrucken im Copyshop zu kaufen, sondern den Schnitt von meinem weißen Leinenshirt abzumachen. Nach dem Duschen breche ich auf zu Lidl und besorge die Zutaten für die Fischsuppe. Ich treffe schon wieder J. Sie war gestern abend im Pinelli und ist sehr angetan. Wir stehen noch eine ganze Weile im Lidl im Weg und quatschen, bis sich eine Frau aufregt. Sie hat im Grunde ja recht. Ich gehe weiter an die Kasse und hole auf dem Heimweg bei Istanbul noch frische Feigen, Safran und Petersilie.

Zuhause mache ich mir einen Salat mit Tomaten, türkischem Weißkäse und zwei Rühreiern und empfange den Liebsten mit frischem Kaffee. Wir legen uns zu einer kurzen Siesta hin, der Liebste schläft sofort ein und ich lese "Daughter of Radium", das in Oranienburg spielt. Kurz nach halb vier stehe ich auf und verwandele das Leinenshirt in einen Zeitungspapierschnitt. Dabei fällt mir auf, dass ich für dieses Modell Bündchenstoff brauche. Der Stoffladen schließt um vier. Ich google etwas herum und lade schließlich eine gute Anleitung für einen V-Ausschnitt mit Jerseyeinfassung herunter. Stoff kann ich auch nächste Woche noch kaufen. Es bleibt noch Zeit und ich schneide noch eine Bluse nach meinem anderen Schnitt zu, aus einem weißen Baumwollstoff mit aufgedrucktem Paisleymuster in grün und blau. 

Ich räume die ganzen Nähutensilien wieder weg und mache mich an die Bouillabaisse. Ich hätte bessere Tomaten kaufen sollen, die Lidl-Dosentomaten wirken irgendwie lahm. Als endlich der aufgetaute Fisch und die Garnelen dazukommen, bekommt die Suppe aber doch Geschmack. Für ein Schnellrezept ist es ziemlich gut. Wir essen. Als Nachtisch gibt es nochmal Joghurt von glücklichen Kühen und dazu Zwetschgenkompott. Der Liebste geht nochmal an den Rechner um weiter an seinem HPI-Kurs über die Geschichte des Internets teilzunehmen. Ich gehe mit Tee ins Wohnzimmer und fange die Jacke für K. an, für die ich noch vor Corona Wolle gekauft und seither abgelagert habe. Diesmal komme ich deutlich besser mit der Anleitung klar und verstricke mich nur ein bisschen, weil ich die Blockstreifen zu schmal ansetze. Das fällt aber bei einer Kinderjacke vermutlich nicht ins Gewicht und ich wechsele dann einfach als ich es merke zur richtigen Streifenbreite. Daneben schaue ich mit halbem Auge "The Great Gardening Challenge". Gegen elf bin ich dann doch müde und ziehe ins Bett um, der Liebste schläft schon.

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Mittwoch, 2. September 2020

Kurzes Kleid

 

 

An diesem Kleid habe ich drei Jahre gestrickt - dazwischen diverse Kindersachen zum Verschenken. Es ist das erste Mal seit irgendwann Anfang der Neunziger, dass ich etwas für mich selbst gestrickt habe. Die Anleitung stammt aus der Landlust Juli/August 2017.

Im Nachhinein finde ich die Anleitung etwas uninspiriert und altmodisch - die ganzen Nähte hätten sich mit einem Top-Down-Modell definitiv vermeiden lassen! Andererseits ist das Kleid beim Stricken schon wie eine warme Decke auf meinen Beinen gelegen - da wäre die doppelte Menge vermutlich unerträglich. 

Andere selbstgemachte Mode findet sich auf Me Made Mittwoch.