Dienstag, 23. Juni 2020

Montag 22. Juni 2020

Ich wache um viertel vor sieben auf, weil mein Handy Geräusche macht. Warum auch immer habe ich es heute über Nacht auf das kleine Regalbrett über dem Bett gelegt. Es ist eine Behördenmail. Die Behörde zweifelt meinen Studienabschluss an und möchte weitere Dokumente. Die Dokumente, die die Behörde sich vorstellt, gibt es nicht - mein Studienabschluss ist ein englischer und dort gelten teilweise andere Regeln als hier, beispielsweise ist ein Master entweder bestanden oder nicht, eine Abschlussnote wird nicht in die Urkunde aufgenommen. Ich tausche Emails mit dem Sachbearbeiter der Behörde, erkläre, frage nach. Der Tag startet genervt.

Der Liebste kocht Kaffee und bäckt Brötchen auf. Ich bin hibbelig und genervt. Wir frühstücken auf der Terasse, danach fahre ich im Gartenoffice den Rechner hoch, während der der Liebste anfängt den Garten rasenarchäologisch zu bearbeiten, denn der ist im Panama-Modus.

Ich bringe einen Vermerk zuende und sende ihn ab. Das ist immerhin schonmal eine Sache die ich abhaken kann. Dann recherchiere ich dem Master-Zeugnis-Mysterium hinterher. Dunkel erinnere ich mich an eine Notenübersicht, die ich ausgehändigt bekam. Die ist natürlich in Berlin.

Für den Vortrag am Dienstag starte ich schließlich Powerpoint und lese die Rahmenbedingungen nochmal genau durch. Die Powerpoint hätte ich gestern bis 24 Uhr per Email übersenden sollen. OK. Dann ohne Powerpoint. Ich entscheide mich also doch spontan für die Variante Flipchart und teile mit, dass ich ein Flipchart benötigen werde. Die Entwürfe für zwei Flipchartbögen stehen nach kurzer Zeit in meinem Block. In einem Blog lese ich, dass Flipchartpapier bei McPaper und Karstadt zu bekommen ist, wenn man es wie ich sofort braucht und nicht von einem Büromaterialversand mit der monatlichen Bestellung mitliefern lassen kann.

Ich mache mich auf der Suche nach dem Liebsten, denn offensichtlich müssen wir jetzt sofort nach O. fahren, wo sich der nächste Mcpaper befindet. Der Liebste ist verschwunden. Ich suche in Haus, Garten und Nachbarschaft. Vermutlich sitzt er in einem der Nachbarhäuser und rettet jemandes Computer. Ich gehe zurück ins Garten Office und bastele weiter an meinem Entwurf. Als der Liebste wieder auftaucht (er war im Schatten unter dem Apfelbaum gesessen) erkläre ich ihm meine Misere. Wir packen schnell alles zusammen und fahren nach O. Die Damen bei McPaper sind nett und zuvorkommend, leider gibt es kein Flipchartpapier. Ich kaufe stattdessen zwei weiße Fotokartons und einen Schreibtischunterlage-Block, der geht zur Not auch.

Zurück im Auto ergoogle ich einen weiteren Schreibwarenhändler in H. Wir fahren nach H. Dort gibt es eine kleine Fußgänerzone, die wir bisher nicht kannten und eine Skribo-Filiale. Auch hier sehr nette Menschen, die bis morgen alles bestellen könnten, aber vor Ort kein Flipchartpapier. Nicht mal ein großer Zeichenblock. Ich google weiter nach Büromaterial. Schließlich finde ich einen Händler, schon auf Berliner Stadtgebiet, der Präsentationszubehör auf seiner Website auflistet. Ich rufe an. Eine freundliche Dame fragt sofort zurück: kariert oder blanko oder eine Seite kariert, die andere blanko? Wie viele Blöcke brauchen Sie? Sie legt mir einen sowohl-als-auch-Block zurück und wir fahren weiter nach Berlin.

Mein Flipchartblock liegt schon zusammengerollt am Tresen, ich nehme noch einen Pack Druckerpapier mit, bezahle und steige dann gegen drei mit mission accomplished wieder ins Auto. Wir fahren zurück Richtung Garten. Ich merke, dass ich ziemlich hungrig bin. Vor die Wahl zwischen irgendwas vom Bäcker und Burger King gestellt, steuert der Liebste den Burger King an der Autobahnabfahrt an. Wir essen jeder einen Burger im Außenbereich und brechen dann gestärkt wieder auf. Zuhause brauche ich nach dieser Aktion erstmal einen Kaffee und mache damit die offizielle Garten-Kaffee-Runde.

Gegen halb fünf rolle ich dann das Flipchartpapier aus und fange an, meine Blätter zu gestalten. Im zweiten Versuch wird das gemessen an der knappen Vorbereitungszeit ganz ordentlich. Praktischerweise hatte ich ja im Auto genug Zeit, mir über die Gestaltung Gedanken zu machen. Als alles fertig ist, rolle ich es zusammen und lege es gleich wieder ins Auto. Dann überarbeite ich nochmal meine Vortragskarten.

Der Liebste kocht derweil grünen Spargel mit Pesto. Wir essen auf der Terasse, waschen ab und fahren um neun zurück nach Berlin. Unterwegs ruft M. an. Er hat den Traktorfilm schon gesehen und scheint sehr angetan. Was er erzählt, macht mich auch sehr neugierig auf den Film. Wir reden bis wir zuhause ankommen und noch eine Weile weiter. Nebenbei durchforste ich meinen Uni-Ordner, bis ich einen zwanzig Jahre alten Brief meiner Uni finde, dem tatsächlich sowas wie eine Notenübersicht beigefügt ist. Wir beenden das Telefonat, ich scanne den Brief ein, leite ihn an die Behörde weiter. Kurz nach elf liegen wir im Bett.

Auf zeit.de jetzt 192.000 Infizierte, davon 4.000 in den letzten sieben Tagen.

Freitag, 5. Juni 2020

Was machst du eigentlich den ganzen Tag? - Freitag 5. Mai 2020

Es ist wieder der 5. des Monats und viele Tagebuchblogger verlinken ihre Beiträge im Blog von Frau Brüllen.

Ich wache gegen sechs Uhr auf und habe eine Art Formel im Kopf. Mein Unterbewusstsein hat daran wohl über Nacht gearbeitet und ist jetzt fertig. Ich versuche nochmal einzuschlafen und stehe stattdessen um fünf vor sechs auf und fahre den Rechner hoch. Ich formuliere ein paar Thesen für mein Rechenmodell und eine Gleichung mit diversen Variablen und dem Prozentsatz x, die sich sogar recht elegant nach x auflösen lässt. Jetzt muss ich nur noch passende Zahlen für die Variablen finden. Ich formuliere eine entsprechende Mail um die fehlenden Werte zu erfragen und bastele danach weiter an meinen Thesen. Gegen halb acht speichere ich alles ab und gehe nach der Kaffeemaschine schauen, die läuft schon, denn H. ist auch schon wach und hat sie gestartet. Wir reden ein bisschen, bis der Kaffee durch ist, dann gehe ich mit zwei Bechern Kaffee zurück ins Bett und wärme mich auf. Draußen wechseln Sturzregen und Sonne. Ich lese gemütlich ein paar Blogs und Nachrichten, bis auch der Liebste aufwacht. Gegen neun stehen wir auf, ich verzichte tapfer auf Haarewaschen weil wir später noch schwimmen wollen und gehe zum Bäcker.

Unterwegs grüßt mich ein Handwerker, der gerade aus seinem Pritschenwagen steigt, leicht vorwurfsvoll mit "Moin" - ich bin schon halb vorbei grüße dann aber brav zurück. Scheints habe ich inzwischen den local style soweit adaptiert, dass ich nicht mehr für einen Touri gehalten werde. Beim Bäcker stehen einige Leute draußen Schlange, alle brav mit Maske, auch die Verkäufer. Ich krame meine Maske heraus, die aus dem orange-bunten Krabbenmusterstoff der Tischsets besteht, die ich mal für H. gequiltet habe. Spätestens jetzt würde ich mich ja selbst für einen Touri halten. (Neues Sommersouvenir Stoffmaske?) Ich kehre mit den noch heißen Brötchen zurück und wir frühstücken fürstlich, mit Erdbeeren, Sahnejoghurt und Krabben. Danach richtet der Liebste H.s Rechner ein, das geht schnell und sie findet sich glücklicherweise sofort mit allem zurecht. Ich setzte mich auch ein meinen Rechner und spiele ein wenig Coraline. Ich google die aktuelle Tide. Im Google-Kasten erscheint: Hochwasser heute Dienstag 2. Juni...... Google ist auch nicht mehr das, was es mal war, finde dann aber raus: heute um 13:06.

Da es gerade nicht regnet, brechen wir kurz vor eins auf und fahren zur Badestelle. Im Radio erfahren wir, dass der lange totgeglaubte Freizeitpark "Land & Leute" nicht, wie wir gestern anhand der Plakatierung dachten, den fatalen Versuch unternommen hat, ausgerechnet in diesem Frühjahr wieder zu eröffnen und dann sofort pleite gegangen sein muss. Es ist genau umgekehrt: Der totgeglaubte Freizeitpark ist wegen Corona  auferstanden. Die lokale Schaustellerfamilie Rasch musste nämlich alle ihre Auftritte auf Jahrmärkten in diesem Jahr komplett streichen und hat dann spontan beschlossen, die Fahrgeschäfte im Land & Leute-Park zwischenzulagern und diesen innerhalb von drei Wochen soweit wiedergestellt, dass sie ihn inzwischen als Freizeitpark wiedereröffnen konnten. Vermutlich war Land& Leute noch nie so spektakulär wie jetzt.

An der Badestelle ist überraschend viel Betrieb. Neben den üblichen Schafen treffen wir mehrere Paare und Familien, die auch tatsächlich baden. 15 Grad Wassertemperatur sind wie immer erstmal doch recht kalt, dann gewöhne ich mich dran und plansche etwas herum und dann wird es doch plötzlich wieder richtig kalt und ich schwimme zügig zurück zur Treppe. Nach dem kalten Meer ist die ungeheizte Stranddusche auch ganz ok. Ich lege mich mit meinem großen Badehandtuch auf eine Bank und trockne in der Sonne bis der Liebste auch aus den Fluten steigt. Wir ziehen uns wieder an und streben erfrischt und gut gelaunt zurück zum Auto. Das war seit Januar das erste Mal, dass ich Schwimmen war und so langsam hat es mir doch sehr gefehlt mal im Wasser zu sein.

Zuhause angekommen gönne ich mir eine ausgiebige heiße Dusche. Endlich!  Danach brechen wir auf nach Büsum und essen Scholle bei Möller. Unser erster Restaurantbesuch seit Corona. Sehr sehr lecker und schön. Der Liebste und H. fahren noch ein paar Runden mit Deutschlands nördlichstem Riesenrad (gehört auch Familie Rasch und steht normalerweise auf Sylt, kam aber dieses Jahr wegen Corona nur bis Büsum). Ich gehe derweil eine Runde spazieren.

Zuhause appliziere ich bei H. die Fußbehandlungssocken. Das Latschenkiefermodell ist deutlich komplizierter anzubringen als das von dm. Wir trinken noch etwas Kaffee, dann logge ich mich in eine Videokonferenz zum Thema Onlinekommunikationskultur in der Wikipedia ein. Am Ende wird es aber keine inhaltliche Diskussion, sondern eher der Versuch der Teilnehmer, die Projektbeschreibung so umzumodeln, dass es nicht demnächst in einen großen Fettnapf springt. Die Projektverantwortliche wirkt am Ende etwas geknickt. Vielleicht kam nicht so richtig raus, dass wir uns vor allem deshalb Sorgen machen, weil wir das Projekt eigentlich so vielversprechend finden und nicht möchten, dass es aus blöden Gründen scheitert. Die formulierten todos klingen aber sinnvoll.

Während des Calls friere ich fast ein. Ich koche nochmal Kaffee und bastele dem Liebsten und mir ein kleines Abendessen aus Frühstücksresten zusammen. Wir sehen ein bisschen fern, dann gehe ich zurück an den Rechner, um noch einen Screencast aufzunehmen und etwas an meinem Webinar weiterzubasteln. Während das Videoprogramm rendert, setze ich mich zum Liebsten und teste das Fußmassagegerät von H. Das ist ganz lustig, aber ich glaube, für mich eher nicht das richtige, immerhin habe ich danach wieder warme Füße. Während das Video konvertiert und hochlädt, schreibe ich diesen Post.

Auf zeit.de jetzt 185.000 Infizierte insgesamt, davon 2.400 in den letzten sieben Tagen.

Die übrigen Beiträge finden sich wie immer hier.


Montag, 1. Juni 2020

sonntag 31. mai 2020

der liebste steht gegen vier auf. ich wache auch kurz auf, weil es nach frischen aufbackbrötchen duftet. ich stehe auf, verabschiede den liebsten, schließe die tür ab und lege mich wieder hin. nach einiger zeit schlafe ich dann weiter und wache gegen neun wieder auf.

ich backe mir die restlichen brötchen auf, hole die sonntagszeitung und frühstücke. kurz nach zehn heize ich den grill an. das scheint soweit alles ganz gut zu funktionieren. ich nehme die lammkeule aus dem kühlschrank und salze sie rundum ordentlich ein. die mirabelle bekommt noch einmal ein stündchen gartendusche gegen die blattläuse. dann bastele ich aus dem rhabarberkompott ein crumble und schiebe es zum backen in den ofen. gegen halb zwölf hat der grill dann die gewünschte hitze erreicht. ich schrubbe den rost, stelle einen gastronormbehälter mit wasser auf den unteren rost, lege die keule auf und installiere das grillthermometer.

inzwischen ist es warm und sonnig geworden. ich installiere sonnenschirm, tisch und stühle neben dem apfelbaum und setze mich dann mit kaffee und zeitung nochmal etwas auf die terasse, bis l. mit e. und l. eintrifft. die kinder sind ziemlich warm angezogen. wir installieren planschbecken und gartendusche während sich die kinder nach und nach entblättern. l. und ich quatschen gemütlich mit kaffee während die kinder planschen.

der rhabarbercrumble kommt bei den kindern nicht ganz so gut an - jedenfalls der rhabarberanteil darin. wir retten die kinder mit spaghetti vor dem hungertod und genießen danach die lammkeule mit gemischtem salat. als die stimmung sich etwas einzutrüben droht, packen wir alles ein und fahren ins dorf zum spielplatz. der spielplatz bewährt sich wieder mal sehr. ich mag, dass alles so gut in schuss ist und es auch für größere kinder interessante geräte gibt. l. und l. spielen fußball, während ich e. auf der schaukel anschiebe, die dazu kleines einmaleins aufsagt.

als bei l. die laune vor müdigkeit endgültig kippt, steigen wir schnell wieder ins auto, die drei setzen mich zuhause ab und winken noch kurz dem liebsten zu, der inzwischen zurückgekehrt ist. während der liebste ein ründchen im liegestuhl schläft, telefoniere ich mit meinen eltern. danach verzehren wir den restlichen crumble und duschen dann beide noch gemütlich, denn in berlin ist mal wieder das warme wasser ausgefallen. ich entbeine die lammkeule. gegen acht packen wir alles ein und fahren nach berlin.

der liebste beschwert sich bei der bahn und ich krame in der wohnung herum. dann schneiden wir noch ein bisschen lammkeule auf. dazu gibt es die restlichen spaghetti und mango chutney, als nachtisch teilen wir uns eine orange.

im bett schaue ich noch ein paar minuten des let's dance profi challenge - das ist mir aber zu viel show und zu wenig klassische figuren. gegen elf machen wir das licht aus.

jetzt auf zeit.de 184.000 fälle insgesamt, davon 3.100 in den letzten 7 tagen.